Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu – der perfekte Zeitpunkt, um es musikalisch Revue passieren zu lassen. Also, los geht's!
Meine liebsten Metal-/ Hard Rock Alben 2022 (Top 9)
01 – Watain – The Agony & Ecstasy of Watain
Den ersten Platz auf dem Siegertreppchen erklimmen in diesem Jahr Watain, eine Band, bei der ich sehr zwiegespalten bin. Denn einerseits sind sie begnadete Songwriter, die ihr Handwerk wirklich verstehen, aber andererseits kann (und will) ich mit diesem ganzen satanischen Okkultismus-Klimbim so überhaupt nichts anfangen. Da geht es mir ähnlich wie mit Dissection.
Was ich jedoch an der Musik Watains sehr schätze, ist diese Extraschicht an Melancholie, die in jedem ihrer Lieder mitschwingt – manchmal sehr deutlich und manchmal fein nuanciert.
Ich bin kein Experte für Black Metal, aber wenn ich Lust auf diese Spielart habe, lege ich Watain auf. Dieses Album kann sich für mich mit der „Lawless Darkness“ messen.
Ach so: Bevor jemand auf falsche Gedanken kommt – das Symbol auf dem Cover ist ägyptischen Ursprungs (Horusflügel mit Sonne, die von zwei Schlangen umkränzt wird).
Before the Cataclysm
02 – Kreator – Hate Über Alles
Platz zwei krallen sich heuer Kreator mit ihrem neuesten Album, das den denglischen Namen „Hate Über Alles“ trägt. Es bietet die gewohnte Kreator Kost und ist für meinen Geschmack deutlich besser geworden als „Gods of Violence“, der direkte Vorgänger. Irgendwie kommt mir das Album vor, als wäre es eine Art Best-of-Platte aus allen Phasen, die Kreator im Laufe ihrer Karriere durchlaufen haben. Mit „Become Immortal“ hält man sogar Rückschau auf die Entwicklung der Band in den frühen 80er Jahren. Besonders gut finde ich den Titeltrack und die Lieder ab „Midnight Sun“ bis zum Ende der Platte. Die gehen mir total gut rein. Alles in allem ein sehr verdienter zweiter Platz.
Hate Über Alles
03 – Evil Invaders – Shattering Reflection
Den letzten Platz auf dem diesjährigen Treppchen holen sich die Evil Invaders mit einem weiteren sehr gelungenen Album. Auch wenn mir persönlich der Vorgänger „Feed Me Violence“ eine Spur besser gefällt, weil er mehr im Thrash Metal wildert. Die Evil Invaders sind ja eigentlich eine Speed Metal Band. Auf diesem Album versuchen sie sich aber mehr im melodischen Midtempo, was ihnen auch gut zu Gesicht steht.
Sledgehammer Justice
04 – Candlemass – Sweet Evil Sun
Gerade nicht aufs Podest geschafft haben es Candlemass mit „Sweet Evil Sun“. Auf dieses Album haben sich ein paar echte Ohrwürmer geschmuggelt, die man von der Band schon länger nicht mehr gehört hat. Bei „When Death Sighs“ singen Johan und Jennie-Ann Smith von Avatarium ein Duett im Refrain, was unheimlich gut passt. Und der abschließende Track „Goddess“ hat einen Doom-Riff, wie ihn nur Leif Edling schreiben kann. Guter vierter Platz.
When Death Sighs
05 – Machine Head – Of Kingdom and Crown
Machine Head erleben gerade so etwas wie den mittlerweile dritten Frühling. Nach einer radikalen Umbesetzung (2. Gitarre und Schlagzeug) in den vergangenen Jahren und dem 25 Jahre Jubiläum ihres ersten Albums, hat Robb Flynn offenbar wieder Blut geleckt. „Of Kingdom and Crown“ klingt so frisch wie schon lange nicht mehr. Teilweise erinnert es sogar an die Frühphase der Band. Für mich das beste Album seit „Unto The Locust“ und ein guter fünfter Platz in meinem Poll.
Rotten
06 – Ghost – Impera
Ja, auch Ghost haben heuer ein neues Album veröffentlicht. Mir geht es jedoch nach dem sehr gelungenen Vorgänger, der schon sehr auf Verkaufbarkeit getrimmt gewesen ist, dieses Mal eine Spur zu weit in punkto kommerzieller Anbiederung. Man verstehe mich nicht falsch: Ghost waren schon immer eine Band, die hitverdächtige Melodien am Start gehabt hat. Aber dieses Mal geht das so weit, dass ich beim ersten Durchhören kaum noch den Ghost-Signature-Sound vernommen habe. Lässt man die Stimme von Tobias Forge weg, könnte das theoretisch auch eine x-beliebige andere Band im gleichen Genre sein. Ghost zeichnen sich für mich in erster Linie durch die Kathedralen-Keyboards aus, und die sind auf diesem Album sehr zurückgefahren oder in den Hintergrund gedrängt worden. Nicht, dass die Lieder deshalb schlecht wären, aber … mir fehlt da etwas. Trotz allem ein gutes Album und ein guter sechster Platz.
Watcher in the Sky
07 – Xentrix – Seven Words
Thrash Metal mit einem ordentlichen Schuss Groove gefällig? Dann kommt das neue Album der Briten von Xentrix vielleicht ja zum genau richtigen Zeitpunkt. Für mich noch mal besser als der Vorgänger und Platz sieben in meinem Poll.
Seven Words
08 – Amon Amarth – The Great Heathen Army
Auch Amon Amarth haben 2022 ein neues Album herausgebracht. Und obwohl es handwerklich sehr gut gemacht ist, hatte ich in den letzten Monaten seit der Veröffentlichung irgendwie kaum das Verlangen, es öfter aufzulegen, als ich es getan habe. Ja, man erreicht natürlich nicht mehr das Hitpotential früherer Veröffentlichungen (v.a. Mitte der 2000er Jahre), aber ich will das Album jetzt nicht schlechtreden, denn es ist nicht schlecht. „Saxons and Vikings“ bietet sogar ein Duett mit Biff Byford von – man höre und staune – Saxon und der Rausschmeißer „The Serpent’s Trail“ klingt für Amon Amarth-Verhältnisse regelrecht ungewohnt. Irgendwie erinnert mich die Melodieführung an Ex Deo. Also, Abwechslung ist auf jeden Fall vorhanden und Amon Amarth-Fans, die die Veröffentlichung vielleicht verschlafen haben, sollten auf jeden Fall reinhören.
The Great Heathen Army
09 – Lamb of God – Omens
Lamb of God lassen es wieder krachen und veröffentlichen meiner Meinung nach ihr bestes Album seit „Wrath“. Aber einer muss der Letzte sein, und weil ich dieses Album von allen im Poll vertretenen am wenigsten gehört habe, belegen Lamb of God in diesem Jahr Platz neun in meiner Liste des guten Geschmacks.
Omens
Außer Konkurrenz (und ohne Reihung):
Sodom – 40 Years at War: The Greatest Hell of Sodom
Sodom bringen zum 40-jährigen Bandjubiläum ein Album mit Neueinspielungen heraus, das Lieder, die selten live gespielt worden sind, von allen bis dato veröffentlichten Alben enthält. Und die Auffrischung des Sounds tut den meisten Songs in der Tat sehr gut.
That’s What an Unknown Killer Diarized
Vio-lence – Let The World Burn EP
Leider haben Vio-lence heuer anstelle eines vollwertigen Albums bloß eine EP herausgebracht. Die ist zwar recht ansprechend, aber ich hätte mir mehr gewünscht – darum außer Konkurrenz.
Let The World Burn
Kirk Hammett – Portals EP
Diese Veröffentlichung hat mich heuer am meisten überrascht, denn mir ist nicht klar gewesen, dass es bei Metallica neuerdings erlaubt ist, Nebenprojekte auf CD zu veröffentlichen. Auftritte mit anderen Künstlern im Live-Format ja, aber ein Nebenprojekt auf CD? Umso gespannter bin ich gewesen, als ich hineingehört habe. Und ja, Kirk liefert meiner Meinung nach ab. Das Material ist weit genug von seiner Hauptband entfernt und rein instrumental gehalten. Manchmal klingt an einigen Stellen ein Hauch von Black Sabbath oder „Am I Evil“ mit, aber das fällt nicht negativ auf. Es wirkt vielmehr wie eine Würdigung der Altvorderen. Tolle EP!
Maiden and the Monster
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