Ja, das war’s nun, 2020 ist vorbei. Gott sei Dank werden viele sagen. Manche werden jemanden verloren haben, der ihnen nahestand, manche stehen finanziell vor dem Abgrund, manche werden während der Lockdowns neue Hobbies und Talente an sich entdeckt haben, von denen sie vorher nichts geahnt hatten, und für manche ist 2020 das Jahr der großen Weltverschwörung gewesen.
Ich kann und will das jetzt alles gar nicht bewerten, sondern ich bin hier, um über Musik zu sprechen. Und für mein Empfinden war 2020 musikalisch ein sehr gutes Jahr. Also, dann: Los geht’s! Beschreibungen und Hörproben gibt's in den Spoilern, um das Ganze übersichtlicher zu gestalten.
Meine liebsten Metal-/ Hard Rock Alben 2020 (Top 10)
01 - Onslaught – Generation Antichrist
Onslaught belegen mit „Generation Antichrist“ verdient den ersten Platz meiner Liste. Die Scheibe (mit neuem Sänger, der jedoch ähnlich klingt wie der alte) war für mich eine gehörige Überraschung in Sachen Energie und Spielfreude. Toll zum Headbangen und Dampf ablassen – auch in nicht-Lockdown-Zeiten. Jetzt, da Slayer nicht mehr sind, wird es für andere auch langsam Zeit, die Lücke zu füllen.
Generation Antichrist
02 - Cirith Ungol – Forever Black
Cirith Ungol kennen vermutlich die wenigsten, haben sie doch ihr letztes Album namens „Paradise Lost“ 1991 veröffentlicht, bevor sie sich wegen mangelhaften Erfolgs und Frust über die Musikindustrie aufgelöst haben. Seit damals hat die Zahl ihrer Anhänger aber seltsamerweise immer mehr zugenommen, und es wurde sogar ein Festival ins Leben gerufen, das den Namen ihres ersten Albums „Frost and Fire“ trägt.
Hatte man in den 2000er Jahren ein Comeback noch kategorisch ausgeschlossen, wollte man es nun also doch noch einmal wissen. Dabei zieht man sich aber nicht auf die sichere Position zurück und spielt bloß Konzerte mit den alten Klassikern, um das Denkmal nicht zu beschädigen, nein, man schreibt sogar ein neues Album. Und diesem hört man die fast 30 Jahre Pause überhaupt nicht an. „Forever Black“ ist ein spitzenmäßiges Epic Metal Album, an dem alle, die auf kauzige, undergroundige Bands wie Manilla Road stehen, ihre Freude haben werden. Nur sehr knapp an Platz eins vorbei.
Stormbringer
03 - Paradise Lost - Obsidian
Paradise Lost haben sich offenbar all ihre Platten angehört, die besten Zutaten extrahiert und auf ihr neuestes Album gepackt. Denn „Obsidian“ vereint so ziemlich all ihre Trademarks: düstere Melancholie, traurige Melodien, Klargesang, Growls, Gothic-Vibes, Langsamkeit und sogar eine schnellere Nummer. Für mich sogar besser als die „Tragic Idol“, die bislang immer mein Maßstab für ihre neueren Sachen gewesen ist. Verdienter dritter Platz.
Darker Thoughts
04 - Heathen – Empire of the Blind
Platz vier geht an Heathen mit „Empire of the Blind“, ein Kragen Lum –Album, das die anderen Bandmitglieder nur mit eingespielt haben. Das hört man auch ein bisschen heraus. Dennoch ist das sehr hochwertiges Material und die Scheibe lässt sich auch gut in einem Rutsch durchhören bzw. mit Repeat-Funktion nahtlos wieder von vorne. Für mich ein großartiges Album.
Empire of the Blind
05 - Testament – Titans of Creation
Testament haben mit „Titans of Creation“ ein sehr gutes und routiniertes Werk eingespielt, dem lediglich der eine oder andere Hit fehlt. Manchmal verliert man sich auch ein wenig in den Songstrukturen. Das ist wohl das Los von Leuten, die ihre Instrumente besonders gut beherrschen. Man will immer noch mehr und geht dann oft weiter als es für das Lied gut bzw. notwendig wäre. Das klingt jetzt wahrscheinlich schlechter als es beabsichtigt ist. Also, bitte nicht falsch verstehen: das ist ein sehr gutes Album und ein guter fünfter Platz.
City of Angels
06 - Warbringer – Weapons of Tomorrow
Warbringer mausern sich langsam und ballern mit „Weapons of Tomorrow“ richtig los. Da sind ein paar richtige Headbanger drauf auf dieser Scheibe. Für mich ihr bislang bestes Album.
Firepower Kills
07 - Killer Be Killed – Reluctant Hero
Killer Be Killed haben ihre langjährige Arbeit am zweiten Album beendet und im November den „Reluctant Hero“ veröffentlicht. Ebenfalls ein sehr gutes Album. Aber bei dieser Band würde ich mir immer wünschen, dass sie näher am Thrash Metal blieben und ihn nicht bloß als eine von vielen Zutaten in ihren Liedern verwendeten. Losholzen können die nämlich besonders gut. Auch wenn ich zugeben muss, dass gerade die Lieder - wie das Titellied „Reluctant Hero“, wo man den Thrash gar nicht hört, - wirklich sehr gelungen sind.
Reluctant Hero
08 - Bonded – Rest in Violence
So, Platz acht geht an … Bonded. Äh, wer? Ach ja, genau! Das ist doch die neue Band von Bernemann und Makka! Nachdem ihre Dienste bei Sodom nicht mehr gefragt waren, haben sie sich kurzerhand selbständig gemacht und die Band „Bonded“ gegründet. Und das, was da geboten wird, ist wirklich allererste Sahne (und das sag ich als Österreicher, weil „Schlagobers“ in diesem Zusammenhang blöd klingt ). Okay, „Rest in Violence“ ist vielleicht nicht der originellste Titel im Metal-Universum, aber die Lieder, die eher in Richtung Amerika als in den Ruhrpott schielen, sind echt gut. Für mich eine der Überraschungen in diesem Jahr.
Where Silence Reverberates
09 - Sodom – Genesis XIX
Nach acht kommt neun und nach Bonded kommen Sodom. Und damit hab ich eigentlich selber nicht ganz gerechnet. Der Grund dafür ist jedoch nicht, dass ich Sodom schlecht finde. Im Gegenteil. Die Blackfire-Ära – die jetzt quasi fortgesetzt wird - hat mir sogar immer recht gut gefallen. Aber aller Anfang war schwer, um es mal vorsichtig zu formulieren. Es hat einfach gedauert, bis die Band nach der Neuformierung wieder eingespielt war. Umso mehr überrascht mich jetzt dieses starke Album, dem man den Blackfire-Einfluss wieder deutlich anhört. Und damit kommt es auch in meine Top 10.
Genesis XIX
10 - Nightwish – Human :||: Nature
Einer muss der Letzte sein. Aber in diesem Jahr, in dem ich wieder mehr als 10 Alben erstanden habe, bedeutet es, den letzten Top 10 Platz ergattert zu haben. Und damit wird Platz zehn zum Qualitätsmerkmal. Heuer gebührt Nightwish diese Ehre, denn ihr neuestes Album „Human :||: Nature“ ist wirklich gut geworden, wenn auch vielleicht etwas zu subtil und leise, um bei mir weiter nach vorne zu kommen. Aber mit „Shoemaker“ ist eine gewaltige Nummer an Bord. Und nein, das Lied handelt nicht von Michael Schumacher …
Music
Die besten Live-Alben 2020
01 - Metallica – S&M 2
In meinen Ohren besser als S&M 1 vor 20 Jahren.
Moth into Flame
02 - Dream Theater – Distant Memories: Live in London
Die Scenes From A Memory komplett live und toller Sound.
Pale Blue Dot
Die 5 meistgehörten Metal-/Rock-Songs 2020
01 - Cirith Ungol – Before Tomorrow
Mit „Stormbringer“ das beste Lied auf „Forever Black“.
02 - Paradise Lost – Ravenghast
Lange nicht mehr so einen guten Song gehört von Paradise Lost.
03 - Onslaught – Addicted To The Smell Of Death
Einfach nur voll auf die Zwölf.
04 - Warbringer – Crushed Beneath The Tracks
Ein Headbanger vor dem Herrn. Genau so muss das sein!
05 - Nightwish - Shoemaker
Floor darf wieder Oper singen – und das sehr gelungen!
Die 5 meistgehörten Metal-/Rock-Songs ohne Jahreszahl
01 - Satyricon – K.I.N.G.
Satyricons heimlicher Disco – Hit …
02 - Seventh Void – Heaven Is Gone
Sehr schöner Stoner Riff. Leider gibt’s die Band in der Form nicht mehr.
03 - Hammerfall – Unchained
Mein heimlicher Favorit auf der „Glory to the Brave“ Scheibe.
04 - Rammstein – Reise, Reise
Abgesehen von diesem Album kann ich mit Rammstein leider wenig anfangen. Aber dafür ist es großartig und „Reise, Reise“ eines meiner Lieblingslieder darauf.
05 - Evanescence – Going Under
Seit ewigen Zeiten nicht mehr gehört die Band. Hat sofort wieder eingeschlagen. „Fallen“ ist einfach ein Spitzenalbum.
Okay, das war's für heuer. Bleibt mir nur noch, euch ein gutes Jahr 2021 zu wünschen.
Ach so, einen hab ich noch: Dem einen oder anderen werden sicher die Live-Konzerte fehlen, daher gibt's noch Nachschlag:
Iron Maiden - Rock in Rio 2001 (The Wicker Man + Ghost of the Navigator)