...And Justice For All (1988)

  • Mir gefällt der Sound auch und das Album besitzt dadurch einen besonderen Charme, aber aus James' Aussage höre ich heraus, dass er eben nicht zufrieden ist. Wer das Rock Hard Sonderheft "Metallica" besitzt, kann es da auch deutlichst auf Seite 40 nachlesen. Ich schreib diese Passage für diejenigen ab, die die Ausgabe nicht haben:


    "...and Justice for all" ist für die 80er Jahre das, was Tools "Aenima" für die 90er darstellt: ein anfangs gewöhnungsbedürftiges High-Tech Klanggebirge voller monolithischer Songs, innovativer Ideen und emotionaler Untiefen, mit dem die Musiker ihrer Zeit weit voraus sind - eine Einschätzung, die Metallica allerdings nur bedingt teilen:


    LARS: "Das Album kann man nicht nebenher laufen lassen, dazu passiert einfach zu viel. Du musst dich darauf konzentrieren, sonst klingt es nur wie eine Anhäufung von Riffs. Wir gingen zum ersten Mal keinerlei Kompromisse ein, sowohl was die Songs als auch was die Länge der Scheibe angeht. Und wir wollten einen Sound, der dir direkt ins Gesicht springt. Jedes Instrument sollte aus den Boxen gehüpft kommen und dir erstmal ein paar Ohrfeigen verpassen. Wir merkten, dass wir viel härter klangen, wenn wir auf Hall-Effekte verzichteten, und im Gegensatz zu "Justice..." kam uns "Master of Puppets" damals wie eine schlappe Nudel vor.
    Leider sind die Songs aber im Nachhinein betrachtet viel zu vertrackt und lang. Damals wollten wir sie exakt so haben, doch schon als wir aus dem Studio herauskamen, gefiel uns das Album nicht mehr. Live nervte vor allem der Titeltrack, weil er extrem schwer zu spielen war und die Leute nach einigen Minuten anfingen zu gähnen. Für mich ist "Justice..." unser am wenigsten zeitloses Album, aber vieles gelang uns darauf auch wunderbar, Prog-Bands wie Emerson, Lake & Palmer wären stolz auf solche Arrangements gewesen."


    KIRK: "Ich liebe die Songs, aber sie klingen unkonventionell, und zwar nicht im positiven Sinne. Ihnen fehlt jeglicher Groove."


    JAMES: "Das mit dem In-die-Fresse-Sound funktionierte nicht. Die Drums klingen fürchterlich, sie haben keinerlei Tiefe. Lars feilte manchmal stundenlang an Feinheiten herum, die außer ihm niemand hören konnte. Keine Ahnung, was uns damals geritten hat. Die Produktion ist schlicht und ergreifend beschissen, und wir versuchten viel zu anspruchsvollen Scheiß einzubauen. Die Riffs sind stark, aber aus ihnen hätte man locker noch zwölf Songs mehr machen können."


    FLEMMING RASMUSSEN: ""Justice..." klingt vollkommen trocken, absolut direkt, komplett ohne Reverb - dünn, aber hart und laut. Ich hätte die Songs lieber ähnlich wie "Ride the Lightning" abgemischt, aber sie wollten diesen Sound exakt so haben. Zwei, drei Monate nach den Aufnahmen wussten sie, dass sie mit ihrem Konzept ein wenig übers Ziel hinausgeschossen waren."


    JASON: " Die anderen standen mir damals immer noch sehr reserviert gegenüber, und ich war im Studio völlig auf mich allein gestellt. Während sie wochenlang an ihren Parts herumbastelten, musste ich mit meinem spartanischen Bühnen-Equipment drei bis vier Songs pro Tag einspielen. Ich beherrschte alle Nummern im Schlaf, aber sie gaben sich keine Mühe, mir einen guten Sound zu verpassen, und niemand sagte mir, ob meine Aufnahmen okay waren oder nicht. Ich spielte einfach und ging anschließend wieder nach Hause. James und Lars ließen dann im Mix meinen Bass runterdrehen, bis er kaum noch zu hören war. Stattdessen machten sie Blödsinn wie die Bass-Drum so fett aufzublasen, bis sie nur noch perkussiv klang und die Lücken in den tiefen Frequenzen komplett ausfüllte. Als ich das Endresultat hörte, war ich total enttäuscht. Wir hatten aus allen Rohren gefeuert, und was dabei herauskam, war nur Scheiße."


  • Ok, dann nehme ich alles zurück! Die Rock Hard Ausgabe habe ich nicht gelesen! (von wann ist die?)
    Allerdings kann ich dann Metallica auch nicht so ganz verstehen. Wie kann man sich nur so über das Album aufregen?! Das sind ja wirklich schon teils schwere Geschütze, die da aufgefahren werden. Manche Aussagen verstehe ich auch nicht, bzw. kann sie in keinster Weise nachvollziehen. Lieber Kirk, die Platte groovt unheimlich. Zumindest mehr, als jede Scheibe zuvor. Und lieber Lars, wenn die Songs wirklich zu lang sind, warum spielt ihr sie dann gerade heute wieder vermehrt?!? Und baut auch auf der neuen Platte wieder auf diese langen Songstrukturen?!? Wenn Metallica Lieder geschrieben haben, die zu lang waren, dann waren es die Lieder auf St. Anger. Denn da passierte bereits nach 2 Minuten nix neues mehr. Naja, was rege ich mich auf?!? Jedenfalls finde ich diese Aussagen höchst widersprüchlich und nur bedingt nachvollziehbar. Einleuchten würd es mir, wenn die Aussagen irgendwann in den 90ern gemacht wurden...

  • Ruhig Blut! :D


    Also, das Sonderheft wurde Ende Juni veröffentlicht. Der von mir zitierte Teil stammt aus einem 28 - seitigen Beitrag, der die Geschichte der Band anhand ihrer Alben durchläuft. Wann die jeweiligen Interviews geführt wurden, ist leider nicht angeführt, also keinerlei Fußnoten zu Quellenangaben (ist ja auch keine Diplomarbeit).
    Am Ende des Beitrags steht: " Bei der Zusammenstellung dieser History wurden Hunderte von Interviews und News-Meldungen ausgewertet, die meisten davon aus dem Rock Hard, dem "Classic Rock" und dem "Kerrang!". Eine sehr große Hilfe waren auch die Bücher "So What...!" von blablabla, "Justice for all"..., "Talking"..., und "Nothing else matters", die DVD's S&M, Some Kind of Monster und Classic Albums-Metallica sowie die Websites....


    Also durchaus möglich, dass diese Aussagen in den 90igern getätigt wurden, ändert aber nix am Inhalt. Kann nur sein, dass sie es mittlerweile vielleicht nicht mehr so eng sehen. Wie dem auch sei, mir gefällt das Album so wie es ist.

  • Schönes Interwiev danke fürs Posten hatte mir die Rock hard Sonderausgabe nämlich nicht gekauft habe ja schon die Classic Rock Ausgabe und gehe mal davob aus das da nicht wirklich viel neues drin steht wenn man mal die Rezis im Rock Hard Forum sieht.Na da sieht man mal doch wie wiedersprüchlich die Meinungen der Bandmittglieder sind und das über Jahre.Und die Fans schnappen das den natürlich irgendwo auf.

  • Lol, wie die selbst einen ihrer Klassiker mehr oder weniger mies gemacht haben. :D Naja, das Interview stammt aus der Mitte/Ende der 90er, schätze ich mal...denk aber auch, dass es für sie einfach ne schwere Zeit damals war und sie eben den ganzen Frust und die Trauer an allem anderen rausgelassen haben. Jason wurde ja anfangs auch ständig nur verarscht - das war sicher alles ne Art Kompensation von Cliffs Tod. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass sie in gewisser Weise auf dieses Album "sauer" waren.


    Ich find den Sound echt klasse - hat diesen für die 80er Jahre typischen "Metallica-Rotz". ;) Ist auch so ziemlich das einzige, was ich heute noch live kritisiere, dass der Sound zu clean ist. Aber inzwischen geben sie da ja auch immer mehr nach. Mit DM hatte ich auch nie ein Problem - fand den Sound eben passend, da auch das Album wieder in die Oldschool Richtung ging. Hingegen misfällt mir der Sound auf den Load Alben - war auch ein Grund, warum ich die erst jetzt langsam zu schätzen weiss. Von St.Anger ganz zu schweigen - ich find das Album echt nicht mal sooo schlecht, aber ich kann es mir nur selten abhören, weil ich von dem Sound Kopfschmerzen bekomm.

  • Danke das du dir die Mühe gemacht hast das abzuschreiben. (Keinen Scanner? :D ) Wär halt mal interessant gewesen zu wissen, von wann das Interview stammt um das besser einordnen zu können. Klar, der Inhalt bleibt. Aber Moden und Geschmäcker ändern sich ja immer mal wieder. Das klingt im ersten Moment alles recht negativ. Aber das die Justice für die glaub ich Mehrheit der Fans ihr Lieblingsalbum is spricht ja für sich. Bei mir ists da ja genauso. Grade weil das Album so ist wie es ist liebe ich es so. Da ists dann auch völlig nebensächlich für mich wie die das selber sehen. Als Erschaffer hat man da sicher auch ne andere Sichtweise drauf..


    Anger
    Das ganze hatte eigentlich mächtig Potenzial vom Grundgerüst her wie ich finde. Aber die haben einfach viel zu wenig draus gemacht. Keine soli und ständige Wiederholungen. Sehr Schade das da nicht mehr draus gemacht wurde und sie diese engstirnige Schiene fahren mussten.

  • :D Doch, ich hab schon einen Scanner, aber das Interview verläuft recht nahe an der Falz, da hätte ich ein paar Anläufe gebraucht, damit es schön wird, dann noch einen Bilderdienst suchen zum Hinaufladen und dann bleibt noch die Frage, ob's groß genug ist zum Lesen... da hab ich entschieden, dass ich schneller bin, wenn ich's einfach abtippe, hat mich nicht allzu viel Zeit gekostet.

  • Justice war mein erstes Metalalbum überhaupt. Meine Mutter hatte es mir damals aus der Katholischen Bücherei ausgeliehen, nachdem sie die Angestellte dort gefragt hat was junge Leute denn so hören. Nochmal danke Mama :D


    Da mich die Platte in die Metalwelt gezogen hat, hab ich mir das Cover vorsichtshalber mal mit ein paar anderen Metallica Motiven zusammen tätowieren lassen.

  • Mixer Steve Thompson über die Arbeit mit Metallica @AJFA/Bass


    Deutsch aus Rock´n´News
    Metallica: Lars Ulrich Schuld am fehlenden Bass auf "...And Justice For All"?


    Komplett im Original
    http://www.ultimate-guitar.com…ted_to_cold_cock_him.html


    Entsprechende Auszüge "blabbermouth"
    http://www.blabbermouth.net/ne…ll-album-mixing-engineer/


    :grin2:


  • Mich würde ja interessieren, ob er es wirklich nicht mehr gewusst hat oder ob er ihn einfach ärgern wollte. :grin2:

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