FAITH NO MORE SIND ZURUECK "WIR SIND ALLE TOTAL STUR" | 26.05.2015

  • Mit ihrer Mischung aus Rock und Funk Metal waren Faith No More eine der wichtigsten Crossover-Bands der Neunziger – und trotzdem gingen die fünf US-Amerikaner sich am Ende so sehr auf die Nerven, dass sie die Band auflösten. Die Hochzeit von Keyboarder Roddy Bottum brachte sie elf Jahre später wieder zusammen: Man schwelgte in Erinnerungen und entschied, noch mal gemeinsam auf Tour zu gehen. Ein neues Album schloss Sänger Mike Patton allerdings stets aus. Bis Bassist Billy Gould ihn eines Tages abfüllte und vom Gegenteil überzeugte. Das Ergebnis: "Sol Invictus", das erste Album nach 18 Jahren. Es klingt unverkennbar nach Faith No More und trotzdem keineswegs überholt.


    n-tv.de: Herr Gould, Ihr Sänger Mike Patton hat immer wieder beteuert, dass es von Faith No More kein neues Album geben würde. Wie konnten Sie ihn am Ende doch noch überzeugen, "Sol Invictus" aufzunehmen?
    Billy Gould: Ich habe ihn abgefüllt! Er war lange sehr skeptisch und ehrlich gesagt verstehe ich das auch. Es gab damals eine Welle von Wiedervereinigungen, etliche Bands kamen mit neuen Alben und die meisten davon waren nicht besonders gut. Mike wollte unsere Band schützen. Aber ich schreibe nun mal ständig Musik und eines abends, nachdem wir ein paar Drinks intus hatten, spielte ich ihm ein paar Sachen vor. Er fand sie sofort super, damit war schon mal eine große Hürde überwunden.


    Warum lag Ihnen so viel an der Wiedervereinigung?
    Ich war immer der Meinung, dass Faith No More nie wirklich zu Ende war. Selbst als wir uns Ende der Neunziger aufgelöst hatten, hatte ich immer das Gefühl, dass wir mindestens noch ein weiteres Album in uns haben. In meinen Augen war in unserer Geschichte noch ein Kapitel offen.


    Dabei hatten Sie sich in den Neunzigern so dermaßen zerstritten, dass Sie jahrelang gar nicht miteinander sprachen. Wie kam es 2009 zur Versöhnung?
    Das war auf der Hochzeit von unserem Keyboarder Roddy. Ich selbst war nicht dabei, weil ich damals in Europa war, aber Mike Patton, unser Schlagzeuger Mike Bordin und Roddy trafen dort das erste Mal nach all den Jahren aufeinander. Es muss ein seltsamer Moment gewesen sein, aber am Ende haben sie sich super verstanden.


    Komisch, dass es immer solche Anlässe braucht, damit man begreift, wie verbohrt und blöd man früher vielleicht war, oder?
    [right='<a href="http://bilder2.n-tv.de/img/incoming/crop15146601/6047728119-cImg_4_3-w282/imago64491625h.jpg"><a href="http://bilder2.n-tv.de/img/incoming/crop15146601/6047728119-cImg_4_3-w282/imago64491625h.jpg">http://bilder2.n-tv.de/img/inc…;amp;lt;/a>'][/right]
    Mike Patton in Action.(Foto: imago/ZUMA Press)Wissen Sie, was noch komischer ist? Wenn wir nicht zusammen sind, erinnern wir uns nur an die schlechten Momente, aber wenn wir aufeinander treffen, kommen die schönen Erinnerungen wieder hoch, die lustigen und die aufregenden. Dinge, über die man mit anderen Leuten nicht reden kann, weil sie nicht dabei waren. Und plötzlich erkennt man, was für einen großen Teil seines Lebens man zusammen verbracht hat. Es war toll, daran wieder anzuknüpfen.


    Was war denn überhaupt das Problem damals? Zu viele zu große Egos?
    Nun ja, wir waren 18, als wir die Band gegründet haben. Als wir uns trennten, waren wir Ende 30, aber unsere Beziehungen zueinander hatten sich zum Teil einfach nicht weiterentwickelt. Außerdem waren wir erschöpft. Wir waren permanent auf Tour und haben von unserem Label nicht mehr die nötige Unterstützung bekommen. Es ist einfach, eine gute Zeit zu haben, wenn die Dinge gut laufen, aber sobald das Blatt sich wendet, fallen die unterschiedlichen Charaktereigenschaften auf einmal viel mehr ins Gewicht.


    Dass Sie an einem neuen Album arbeiten, haben Sie über fast zwei Jahre geheim gehalten. Angeblich wussten nicht mal Ihre Frauen Bescheid.
    Das stimmt. Meine Frau wusste zwar, dass wir an neuem Material arbeiten, aber sie hat keine Musik gehört. Ich wurde oft gefragt, ob es uns nicht schwerfiel, das für uns zu behalten.


    Und?
    Es war ehrlich gesagt total befreiend! Wir wollten uns zu dem Zeitpunkt nicht darauf festlegen, ein Album zu machen, sondern einfach nur Lärm machen und Ideen sammeln. Denn ein Album bedeutet, dass wir auf Tour gehen, eine Plattenfirma suchen und Interviews geben müssen. Wir hatten Angst, wieder in diese große Maschinerie zu kommen, die beim ersten Mal alles kaputt gemacht hatte.


    Hatten Sie je Angst um das Vermächtnis der Band? Schließlich waren Faith No More in den Neunzigern eine der wichtigsten Crossover-Bands.
    Über so etwas haben wir nie gesprochen. Vermächtnis – das ist schon so ein furchtbares Wort. Ich finde es dämlich, sich über so etwas Gedanken zu machen. Leute wie George Bush machen sich Sorgen um ihr Vermächtnis. So ein Typ bin ich nicht!


    Ich fragte deshalb, weil der Song "Sunny Side Up" von einem Spiegelei handelt …
    (Lacht) Das stimmt! Bei den Texten lassen wir Mike freie Hand. Das ist sein Job und er ist gut darin. Das Lustige ist: Ich hasse Eier! Seit ich klein bin. Ich kann sie nicht mal ansehen, wenn sie auf dem Tisch stehen. Mir wird sofort schlecht.


    Ich mag auch keine Eier. Alleine die Vorstellung, was genau ein Ei ist …
    Ja, ekelhaft. Das Schlimmste ist, wenn jemand anderes Eier isst und mit seinem vollen Eiermund mit dir spricht. Da wird mir so übel, dass ich mein Gegenüber umbringen könnte. Vielleicht wollte Mike mich mit dem Song ärgern, ich weiß es nicht.


    Das Wort "Vertrauen" trägt Ihre Band schon im Namen. Wie sehr vertrauen Sie sich heute?
    Mehr als früher. Aber wir mussten uns nach all den Jahren schon neu kennenlernen. Faith No More ist nach wie vor ein zerbrechliches Konstrukt. Wir müssen beschützen, was wir haben und Rücksicht aufeinander nehmen. Denn ansonsten könnte es sehr schnell wieder den Bach runtergehen.


    Wer ist der sturste?
    Wir sind alle total stur! (lacht) Die Frage ist, wie man damit umgeht und ob man gleich beleidigt ist, wenn einem mal jemand auf die Füße tritt. Wir haben mittlerweile begriffen, dass wir alle fünf unterschiedlich sind und dass man nicht immer alles persönlich nehmen muss. Wir können einander so akzeptieren, wie wir sind. Eine Band ist wie eine Ehe: Es geht darum, die Straßenblockaden, an denen man auf dem langen Weg vorbeikommt, durch Kommunikation zu umfahren.


    Wird es denn noch mehr neue Musik von Faith No More geben oder war "Sol Invictus" eine einmalige Sache?
    Keine Ahnung! Wir sind vor einem Monat erst damit fertig geworden. Aber egal, was passiert – so lange wir es alle zusammen entscheiden, bin ich zufrieden.
    Mit Billy Gould sprach Nadine Lischick

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!

Hard N Heavy Tourflash

  • Manfred Mann's Earth Band
    Manfred Mann's Earth Band
    22.10.2023 - 03.08.2024
    Tickets ab € 48,40
  • Mytallica
    Mytallica
    30.09.2023 - 29.03.2025
    Tickets ab € 22,70
  • Tankard
    Tankard
    05.10.2023 - 10.05.2024
    Tickets ab € 24,90
  • Metallica
    Metallica
    27.04.2023 - 29.09.2024
    Tickets ab € 238,60
  • J.B.O.
    J.B.O.
    30.09.2023 - 20.04.2024
    Tickets ab € 42,35
  • Nazareth
    Nazareth
    13.11.2023 - 04.07.2024
    Tickets ab € 42,35

Kommentare