Interview aus der Weinheimer Zeitung mit James Hetfield von METALLICA, der für "Rock am Ring" eine Rückkehr zu den Metal- Wurzeln verspricht:
WHZ:
Euer Hauptquartier dürfte der Traum jedes Musikers sein...
James Hetfield:
Stimmt. Und ich hätte nie gedacht, dass wir irgendwann unser eigenes Studio besitzen würden. Schließlich haben wir darüber jahrelang Witze gerissen. Eben nach dem Moto: “Viel zu teuer. Wir mieten uns einfach was.“ Aber spätestens als das fünfte Album eines ganzen Jahres dauerte, hätten wir gleich drei Studios kaufen können. Von daher machte es Sinn, diese Ausgabe zutätigen, und wir proben hier ja auch schon seit vier Jahren.
WHZ:
Und ihr habt euch ja auch wirklich prächtig eingerichtet…
James Hetfield:
Stimmt, wir mussten einiges umbauen. Was das für ein Luxus ist, wurde uns erst neulich wieder bewusst, als wir eine Bustour mit Fans unternahmen und ihnen die historischen Metallica – Lokalitäten zeigten. Dabei kamen wir an dem Haus vorbei, das Lars und ich mal gemietet hatten. In der Garage entstanden große Teile von Frühwerken wie „Ride The Lightning“ und „Master of Puppets“ – der Raum war so groß wie eine Abstellkammer. Man wollte sie abreißen, und wir sagten uns: „Lass uns die Garage kaufen und hier im Studio wieder aufbauen.“ Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen verrückt, zeigt aber den Kontrast zwischen damals und heute. Schließlich spielen wir immer noch dieselbe Musik, aber unter anderen Bedingungen.
WHZ:
Ist das überhaupt möglich? Kann man den Reichtum und das fortschreitende Alter einfach so ausblenden und immer noch denselben harten Stiefel spielen, wie früher?
James Hetfield:
Also, du kannst schon vor dem fortlaufen, was in dir vorgeht, aber irgendwann holt es dich wieder ein. Und das hier ist zwar purer Luxus – aber genauso haben wir früher die Garage empfunden. Und sei es nur, weil wir sie mit fünf Schichten Teppich ausgelegt hatten. Nicht, dass das neue, schöne Teppiche waren…
WHZ:
San Rafael ist ein ruhiger, beschaulicher Ort unweit von San Fransisco. Die Heimat aller Metallicas?
James Hetfield:
Wir wohnen in unmittelbarer Nähe und haben höchstens 30 Minuten Anfahrt. Und wir versuchen, diesen Ort genauso geheim wie interessant zuhalten. Das ist mir das Wichtigste. Nicht, dass wir keine Security hätten, aber es ist eben nicht wie bei Bon Jovi, der von 30 kreischenden Teenagern empfangen wird.
WHZ:
Und wann verwandelt Ihr San Rafael in „St. Anger“? Ist es nicht unmöglich, an so einem entspannten Ort so wütend zu sein?
James Hetfield:
Nicht wirklich. Sobald wir anfangen, tiefer in unseren Köpfen zu wühlen, kommt dabei viel Mist zum Vorschein. Das ist schon bemerkenswert. Eben viele Sachen aus der Vergangenheit, viele Probleme untereinander und auch pure Wut. Weißt du, es gab Zeiten, da hatte ich echt Angst, dass ich zu aggressiv werde und einfach jemanden töten könnte. Eben, weil ich es nicht geschafft habe, mich mit meiner wütenden Seite auseinander zu setzen und sie zu verarbeiten.
WHZ:
Gibt es da Beispiele?
James Hetfield:
Ich habe Lars einmal angeschrieen und dabei nur fünf Zentimeter vor ihm gestanden. Kirk meinte: „Hör endlich auf rumzubrüllen.“ Ich fragte mich: “Was sagt er da? Ich schreie doch gar nicht.“ Das ist einfach so passiert – ich hatte richtige Blackouts. Einfach nur davon, dass ich in diese Stimmung gekommen bin. Wut war ein richtig großes Ding. Und das Album „St. Anger“ setzt sich auf eine gesunde, positive Weise mit ihr auseinander. Eben, in dem man sie in der Musik rauslässt.
WHZ:
Aber auf den letzten Platten herrschte doch weniger Wut, als vielmehr einfach fast schon bluesige Melancholie?
James Hetfield:
Sie waren definitiv sehr bluesig. Andererseits aber auch rebellisch. Zum Beispiel unter dem Aspekt, dass wir darauf nicht sonderlich kompliziert sein mussten. Wir wollten etwas ganz Einfaches machen, während diese Platte ja wieder sehr komplex ausfällt. Eben mit vielen unterschiedlichen Parts und zahlreichen Tempo-Wechseln.