5 Songreviews
1. April 2003
20 Journalisten zwängen sich in den Kontrollraum des Studios im Norden von San Francisco. Alle machen es sich bequem. Alle merken, es liegt etwas in der Luft.... BAM! Der erste Song (momentaner Arbeitstitel: Frantic) schlägt mit hypnotisierenden, fast industrial-like Riffs a la Slayer ein. "You live it or lie it" stimmt Hetfields Stimme ein und setzt mit "my lifestyle determines my death style" fort. Es ist "ultra high metalcore" wie man ihn von der Band bisher noch nie gewohnt war. Lars' fetter Drumsound wird durch eine nach einem leeren Ölfass klingende Snare ersetzt. "Do I have the strength?" schreit Hetfield fragend inmitten des Chaos. Es ist eine kranke "Blitzkriegstrategy" mit Berg- und Talattacken, in Kombination mit kräftigen Riffs. Sie attackieren dich von allen Seiten und das über 5 Minuten und 54 Sekunden.
Der Krieg hat gerade begonnen! Und damit ist der wirkliche Krieg gemeint, denn diese Musik wäre der beste Soundtrack für all die Bilder, die im Moment durch die Medien kreisen. Der Titel beginnt mit einem sehr schnellen punkartigem Riff, es klingt krank, wie von jemandem, der soeben erst aus einer Nervenheilanstalt entlassen worden wäre, fernab von Max Cavaleras Künsten. Wir reden von Speed, gerade was die Arbeit am Schlagzeug angeht. Die Double-Bass hämmert gnadenlos. Es wird spannend, Lars das Live spielen zu sehen Wenn er jetzt schon nach Konzerten völlig außer Atem und durchgeschwitzt ist, wird man ihn nun an eine Beatmungsmaschine hängen müssen. Nach diesem überwältigendem Intro folgt ein softerer Teil, wo James singt: "St.Anger around my neck, he never gets respect" Dieser 10-sekündige Part, der sich in diesem Titel von 7 Minuten und 24 Sekunden Länge mehrmalig wiederholt, ist wohl das einzige "softe" an diesem Titel. Bob Rock bestätigt, dass dies wohl der ruhigste Part des ganzen Albums sei. Es folgt ein Riff ähnlich wie dem in "Creeping Death". Hetfield heult "Fuck it all and fucking no regrets". Zum Ende hin schreit er nochmals mit aller Leibeskraft "I need to set my anger free..." ins Mikro. Und das ist genau das, was die Jungs in dem neuen Album machen: Ihrem Zorn freien Lauf lassen.
Titel Nummer Drei startet mit einer aktuell wirkenden Version von "Ride the Lightning": Mega-Fetter Trash-Metal in mittlerer Geschwindigkeit. Der Sänger gibt von sich: "It and you can look out motherfuckers, here I come!". Im Refrain wiederholt sich der Vers "It world" immer wieder und wieder wiederholt. Bevor der Song mit 5 Minuten und 51 Sekunden endet schreit James "enough, enough, enough".
Habt ihr mittlerweile auch schon die komplexen Songstrukturen a la "...And Justice For All" vermisst? Verglichen mit dem Album stellt dieser achtminütige Song namens "Monster" das Album komplett in den Schatten. Ein progressiver blanker Sound, warm wie "Tool", nur tausendmal heavier. Hetfield singt darüber hinweg "We the people, are we the people?", der Song geht in einen Art Refrain über. Das Ganze wird zwei mal wiederholt, gefolgt von einem dreimaligen "some kind of monster" und einem abschließenden "This Monster Lives". Wenn man wollte, könnte man das Grundprinzip dieses SOngs auch Groove nennen, wie Pantera nur viel heftiger. Die Gitarren sind verdammt abgedreht, so verdammt böse, so verdammt unglaublich. In den 5 Songs, die ich hören durfte gibt es allerdings nichts mehr, was an ein traditionelles Gitarrensolo erinnern würde. Hetfield und Hammett benutzen ihre Instrumente wie chirurgische Werkzeuge, sie lassen sie kreischen, erbarmungslos.
Der letzte Titel mit dem Namen "All Within My Hands" beginnt mit einem instrumentalem Intro von einer Minute und 15 Sekunden. Das Tempo ist ultraschnell, die ganzen Wendungen machen einen regelrecht schwindelig. "All Within My Hands" wird geschrien und alter "Alice in Chains" - Manier wiederholt. Und das Ende? Wie ein besessener Irrer schreit Hetfield "Kill Kill Kill Kill!" Das Lied endet nach 8 Minuten und 55 Sekunden.
20 Journalisten verlassen schließlich den Kontrollraum und schauen sich an! Sie brauchen nichts sagen, die Blicke genügen: "Was zum Teufel haben wir gerade erlebt?". MetallicA, einst altgewordene Hardrocker haben eine völlige 180-Grad-Wendung vollzogen. "St.Anger" ist ein wahres "ReLoad". "St.Anger" klingt wie nichts, was die Band bisher gemacht hat. "St.Anger" ist ein modernes, super-brutales Metal-Album, das die ganze Musikszene in dieser Richtung aufmischen wird.