Ghost Brigade - Until Fear No Longer Defines Us (2011)

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    Genre:

    Post/Alternative –Rock, Progressive (Death) Metal, Melodic (Death) Metal, Dark Metal, Doom Metal



    Länge:

    58:12 min.



    Tracklist:

    1. In the Woods
    2. Clawmaster
    3. Chamber
    4. Traces of Liberty
    5. Divine Act of Lunacy
    6. Grain
    7. Breakwater
    8. Cult of Decay
    9. Torn
    10. Soulcarvers



    Anspieltipps:

    Clawmaster, Divine Act of Lunacy, Grain, Breakwater


    Komplettes Album im Stream



    Zu empfehlen für Fans von:
    Katatonia, Paradise Lost, Anathema, Insomnium, Amorphis, Swallow the Sun, Opeth




    Review:


    Spätestens mit ihrem 2009 erschienenem Zweitwerk „Isolation Songs“ sollte der Name Ghost Brigade jedem Freund der härteren Musik schon einmal ins Auge, oder besser gesagt, ins Ohr gesprungen sein. Damals räumten die Finnen, von vielen noch als Newcomer betrachtet, in etlichen Fachzeitschriften und Magazinen für ihr kleines Meisterwerk Höchstpunktzahlen und Auszeichnungen (u.a. Album des Monats im Metal Hammer) en masse ab. Viele, mich eingeschlossen, fragten sich, ob es sich hierbei nicht vielleicht schon wieder nur um ein rein gehyptes Album handelte. Nach intensiver Auseinandersetzung mit der musikalischen Kost aber konnte das Urteil nur zustimmend ausfallen. Ghost Brigade hatten ein bärenstarkes Album abgeliefert, welches vor allem in melancholischen Gebieten wilderte, durch fesselnde Melodien zu bestechen wusste und vom Songwriting her auf allerhöchstem Niveau mitspielte.


    Zwei Jahre später, wir schreiben das Jahr 2011, lässt die Band also nun ihr drittes Album auf die Menschheit los. Anders als noch beim zweiten Album, ist aus der unbekannten Band inzwischen doch ein Hoffnungsträger der düster-hoffnungsvollen Musik geworden, so dass auch die Erwartungshaltung dieses Mal eine komplett andere als noch beim Vorgänger ist. Schaffen es Ghost Brigade ein ähnlich starkes Album auf dem hohen Niveau der Vorgängerplatte abzuliefern, oder war „Isolation Songs“ doch nur eine Eintagsfliege?


    Der Einstieg in das Album wurde bei Until Fear No Longer Defines Us anders gewählt als bei Isolation Songs, was zunächst überrascht, im Hinblick auf das, was folgt, aber nicht besser hätte sein können. „In the Woods“ ist ein reiner Akustiksong. Er funktioniert als Intro extrem gut und leitet perfekt in das erste Highlight „Clawmaster“. Dennoch ist das Intro kein typisches Intro. Im Gegenteil. Es ist ein richtiger Song, auch wenn er sich vom Rest des Albums, durch rein akustische Instrumentierung, abhebt. Der klare, tiefe Gesang von Frontmann Manne Ikonen ist eindringlich, berührend und einfach passend zum ruhigen Song. Der Einstieg ist gelungen und der Hörer sogar etwas überrascht. Überraschungen gibt es sonst auf dem Album aber weniger, zumindest wenn man Ghost Brigade bereits kennt und vorher schon gehört hat. Der einzige Kritikpunkt, wenn man so will. Doch dazu später mehr.
    Der zweite Song „Clawmaster“ macht da weiter, wo Isolation Songs aufgehört hat, bzw. perfektioniert diesen Sound. Brachial setzen Instrumente ein, verzweifelte Growls steigen ein, bevor urplötzlich ein ruhiger Part kommt. Das kennt man zwar von vielen Bands, hat hier aber dennoch seine ganz eigene Wirkung. Die Parts wiederholen sich, bevor der Song schließlich das erste Mal in einem derart majestätisch-melodischen Refrain kulminiert, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört hab. Weltklasse. Der anschließende Song „Chamber“, sowie „Grain“ und teils auch „Cult of Decay“ gehören zu den ruhigeren Liedern der Scheibe, wohl aber auch zu den Highlights des bisherigen Musik-Jahres. Wobei das Adjektiv „ruhig“ nur auf die Strophen zutrifft. Stark von Post-Rock beeinflusst, wechseln die drei Lieder akustisch gehaltene Strophen mit mächtig-erhabenen Refrains ab. Zudem kommen alle Drei ohne Growls aus, was den Songs bestens zu Gesicht steht. Der klare Gesang von Frontmann Manne Ikonen zählt sowieso zu den Stärken der Band. Der Mann produziert Stimmen und Gesangslinien, die einen so schnell nicht mehr loslassen. Mit „Traces of Liberty“ und „Torn“ befinden sich dann auch gegensätzlich zwei Stücke auf dem Album, die wiederum gänzlich ohne klaren Gesang auskommen. Auch hier steigern sich stampfende, wütend-verzweifelte Strophen in melodische Kracher-Refrains.Für solche Songs würd so manche Melodic Death-Metal-Kapelle töten. Wirklich allererste Güte. Besonders hervorzuheben ist noch der 9-Minüter „Breakwater“, das längste Stück der bisherigen Bandgeschichte. Ein Koloss von einem Song. Episch, doomig, melodisch. Auch dieser kommt ohne klaren Gesang aus. Ganz großes Kino. Das abschließende „Soulcarvers“ hätte dann auch nicht besser gewählt werden können. Wo andere Bands einen Rausschmeißer bevorzugen, geleiten Ghost Brigade den Hörer eher wehmütig zur Tür. Das machen sie aber so gekonnt, dass der Hörer, traurig über den bevorstehenden Abschied, sich auf der Türschwelle direkt umdreht und wieder das Haus betreten möchte. „Soulcarvers“ ist der gelungene Abschied, welcher den Hörer behutsam aus dem Album führt. Selten einen so beeindruckenden Album-Abschluss gehört. Respekt.


    Das Songmaterial auf Until Fear No Longer Defines Us ist durchweg erste Klasse. Eine schlechten Song oder auch nur Part auszumachen, gelingt einfach nicht. Zwar sind meiner Meinung nach die „ruhigeren“ Songs einen kleinen Tick stärker als die beiden reinen Melo-Death-Stampfer, aber wir reden hier von einem Unterschied, der so marginal klein ist, dass man eben diesen auch unter den Tisch fallen lassen kann.


    Lyrisch ist zu dem Album zu sagen, dass dieses zwar keine poetische Glanzleistung darstellt, aber doch extrem gut ihre Wirkung hat. Die Lyrics stehen in guter Symbiose zur Musik, sind zwar recht einfach gehalten, doch ergänzen sie sich mit der Musik zu einer vollkommenen Einheit. Zudem haben sie fast schon therapeutische Wirkung. Angesprochen werden vor allem dunkle und melancholische Gefühlswelten, in denen aber immer wieder der Hoffnungsschimmer durchsickert, so dass die Songtexte durchaus positiv auf den menschlichen Verstand wirken. Wie der Albumtitel bereits verrät, stehen Ängste im Vordergrund, und wie eben diese bekämpft, bzw.überwunden werden können.


    Auch das Cover repräsentiert die Musik und ihre Inhalte nahezu perfekt, so dass man alles in Allem von einer runden Sache sprechen kann. Das Cover ist auf jeden Fall ebenfalls eine genauere Betrachtung wert.


    Es wird so einige Leute geben, welche der Band Stillstand und fehlenden Mut für Neuerungen vorwerfen werden. Warum aber sollte man ein Konzept, dass bereits beim letzten Album so hervorragend griff, großartig verändern? Die größte Veränderung liegt mit Sicherheit darin, dass der klare Gesang weiterhin ausgebaut wurde, während die Growls etwas mehr in den Hintergrund rückten. Ich sehe darin aber eher die Verfeinerung oder Perfektionierung des bisherigen Sounds. Schließlich ist meiner Meinung nach der klare Gesang von Manne Ikonen ein Highlight des Ghost Brigade’schen Sounds.
    Alles in allem also ein Weltklasse-Album. Ja, ich weiss, der Begriff ist schon einmal gefallen. Aber ich benutze ihn bewusst nochmals. Für Freunde der düsteren/melancholischen Musik definitiv eine Pflicht. Aber auch Freunde von progressiven Klängen sollten mal ein Ohr riskieren. Doom- und Post-Fans sowieso. Auf diesem Album gibt es nur Killers, keine Fillers. Und es dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Für mich das bisherige Highlight des Jahres.


  • Wieso ist das Cover noch nicht im entsprechenden Thread aufgetaucht???


    Zur Musik...ich kannte die Band bisher nicht und hab jetzt auch nur stichprobenartig reingehört aber werde mir heut Abend die ganze Scheibe mal geben. Bisher kann ich dir nur zustimmen! (gut weltklasse find ich es nicht aber das leigt wohl eher daran dass es nicht so ganz meinen Geschmack trifft bzw ich mich noch nie wirklich mit dieser "düsteren" Musik beschäftigt habe)...die Atmosphäre kommt jedoch gut rüber, die Produktion scheint echt gut zu sein!
    Und der Sänger gefällt mir extrem gut!
    Wie gesagt, später hör ich mir die ganze Scheibe in einem Rutsch an, ich bin positiv überrascht!

  • Über "Weltklasse" lässt sich streiten, ist am Ende eh subjektiv. Ich finde aber, die Band gehört in den Bereich. Das Album ist seit Freitag draußen, ich hab es seitdem ca. 30 mal gehört. Einen so hohen Suchtfaktor hatte ich selbst bei der letzten In Flames nicht (und die gehören zu meinen absoluten Lieblingsbands...).


    Aber es freut mich, wenn ich schonmal einen dafür begeistern konnte. Mission accomplished!

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