Abuja (dpa) - Bei Unruhen wegen der geplanten Miss-World-Wahl in Nigeria sind mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Nach Behördenangaben vom Freitag wurde das Ausmaß der Ausschreitungen in der nordnigerianischen Stadt Kaduna in den vorangegangenen zwei Tagen erst klar, als Rettungskräfte nach Verhängung einer Ausgangsperre in der Stadt am Morgen nach Opfern suchen konnten.
Das Rote Kreuz sagte am Freitag, Helfer hätten Dutzende von Leichen in den Straßen gefunden. Die Krankenhäuser seien überfüllt mit Hunderten von Verletzten. In ersten Berichten war von 12 Toten die Rede gewesen.
Mehrere tausend Moslems hatten am Donnerstag nach Angaben von Polizei und Augenzeugen in der Stadt Kirchen angegriffen, Barrikaden aufgebaut und Reifen in Brand gesteckt. Die Ausschreitungen begannen, nachdem aufgebrachte moslemische Demonstranten am Mittwoch das örtliche Büro der Zeitung «This Day» aus Protest gegen einen angeblich gotteslästerlichen Kommentar im Zusammenhang mit der Miss-Wahl in Brand gesteckt hatten. Die Wahl soll am 7. Dezember in der Hauptstadt Abuja stattfinden.
Der Zeitungskolumnist hatte geschrieben, wenn der Prophet Mohammed heute leben würde, hätte eine der Bewerberinnen geheiratet. In den Moscheen war daraufhin zu Angriffen auf die Büros der Zeitung aufgerufen worden. Das Blatt hat sich inzwischen bei den Moslems für den Kommentar entschuldigt.
Kaduna war bereits vor zwei Jahren Schauplatz religiöser Unruhen zwischen Christen und Moslems wegen der Einführung des islamischen Scharia-Rechts. Dabei kamen mehr als 2000 Menschen ums Leben. Seither leben Moslems und Christen in getrennten Stadtteilen. Der Norden des afrikanischen Landes ist vorwiegend von Moslems bewohnt.