Amon Düül II (Kraut-/Psychedelic/Prog.Rock)

  • So, wer kennt sich mit "Krautrock", also deutscher progressiver oder Hard Rock-Mucke, immer schön drogengeschwängert, der 60er und 70er aus?


    Ich nicht, aber eine geniale/interessante Band ist ja wohl Amon Düül II :


    http://www.youtube.com/watch?v=givbP4-x7UY


    http://www.youtube.com/watch?v=21tzc4GI3wc


    http://www.youtube.com/watch?v=WYtM7M25IWo


    http://www.youtube.com/watch?v=ZgA-uic8gJw


    http://www.youtube.com/watch?v=zkC3PYEBpNI


    http://www.youtube.com/watch?v=WZGfNYiPyW4



    1967 gründete sich in Herrsching bei München eine Künstler-Kommune, die sich nach dem ägyptischen Sonnengott Amon und der türkischen Ableitung von Mond, Düül benannte. Schon bald erlangten die Kommunarden durch ihre musikalischen Sessions bei den Happenings und Demonstrationen der politisierten Jugend Kultstatus. Man konnte sich jedoch auf kein gemeinsames musikalisches Konzept einigen. Eine Fraktion der Kommunarden vertrat den liberalen Weg der künstlerischen Freiheit und nahm jeden auf, der Musik machen wollte, ob er nun singen oder spielen konnte oder auch nicht. Die andere Fraktion war in dieser Hinsicht konservativ eingestellt und legte Wert auf musikalisches Können. Bei den u.a. von Rolf-Ulrich Kaiser und Tangerine Dream initiierten Essener Songtagen 1968 kam es dann zum offiziellen Bruch, als statt einer Band gleich zwei des selben Namens auftraten, Amon Düül und Amon Düül II. Fortan ging man getrennte Wege und es sollte auch nicht nur bei diesen beiden Formationen bleiben.


    Amon Düül spielte überwiegend improvisierte Musik ohne Songstruktur. Der häufige Mitgliederwechsel der Formation trug nicht zur Ausbildung eines konkreten musikalischen Charakters bei. Viele der Musiker standen der Kommune 1 in Berlin nahe.


    Das prominenteste Mitglied der Band war Uschi Obermaier, das Glamourgirl der damaligen Zeit. Zu weiteren Mitgliedern zählten: Rainer Bauer (Gitarre, Gesang), Ulrich Leopold (Bass), Helge Filanda (Percussion, Gesang), "Krischke" (Schlagzeug, Klavier), Eleonora Romana Bauer (Schüttelrohr, Trommeln, Gesang), Angelica Filanda (Trommeln, Gesang). Man mühte sich ab, möglichst schockierende Anti-Musik zu spielen. Die Titel trugen Namen wie "Mama Düül & ihre Sauerkrautband spielt auf" oder "Ein wunderhübsches Mädchen träumt von Sandosa". In kurzer Zeit wurden unter Regie von Peter Meisel (seinerzeit Direktor des Hansa Musikverlags) vier Alben veröffentlicht, meist zeitgleich mit den Alben der "Konkurrenz" Amon Düül II. Zwar wurden die Alben mit so kuriosen Titeln wie "Collapsing - Singvögel rückwärts" oder "Disaster - Lüüd Noma" von der Kritik zerrissen, von den Fans jedoch innig geliebt. Heute sind sie Raritäten und zählen mit zu den psychedelischen Höhepunkten dessen, was das Genre des Krautrock hervorgebracht hat. Amon Düül trat letztmals 1970 in Erscheinung.


    Amon Düül II, bestehend aus Chris Karrer, Peter und Ulrich Leopold, Falk Rogner, John Weinzierl und Renate Knaup, legten dagegen Wert auf ein Maß an Musikalität. Die Kritiker bestätigten anlässlich der Essener Rocktage 1968 zwar auch nur ein "halbstündiges musikalisches Nichts" (FAZ), doch ihr erstes Album Phallus Dei (lat. Gottes Penis) von 1969 setzte Maßstäbe in der deutschen Rockgeschichte. Der Titelsong brachte es auf stolze 21 Minuten Länge. Die Rezeption in der Öffentlichkeit war gespalten. Siegfried Schmidt-Joos verurteilt im 1973 erschienenen "Rock-Lexikon" das Album als ein Gemenge aus "Reports von futuristischen Desastern mit alttestamentarischen Katastrophenberichten", die Gruppe tue sich schwer mit Rückkopplungseffekten und böte "eigenbrötlerischen Klangzauber und biedere Kopien der Pink Floyd-Musik". Verkauft hat sich das Album dennoch gut. Die Filmbranche bat um Auftragsarbeiten, nachdem die Gruppe den von Rüdiger Nuchtern gedrehten Konzertfilm "Amon Düül plays Phallus Dei" vorgelegt hatte. Die Musik zum Film San Domingo brachte den Musikern sogar den deutschen Filmpreis ein.


    Die erste Hälfte der 70er Jahre war die produktivste Phase von Amon Düül II. In dieser Zeit bot sich folgende Besetzung:


    Chris Karrer (Gitarre und Gesang, * 20. Januar 1947)
    Renate Knaup (Sängerin, * 1. Juli 1948)
    John Weinzierl (Gitarre, * 4. April 1949)
    Peter Leopold (Schlagzeug, * 15. August 1945; † November 2006)
    Lothar Meid (Bassgitarre, * 28. August 1942)
    Falk Rogner (Synthesizer, * 14. September 1943)
    Um die Produktion kümmerte sich seit 1970 Olaf Kübler (* 1937), der sich bereits als Saxofonist einen Namen gemacht hatte, und der in den 1970er Jahren Jahren auch mit Klaus Doldinger und Udo Lindenberg arbeitete. Kübler überließ der Gruppe weitgehende künstlerische Freiheit. Binnen 6 Jahren erschienen 10 Alben und mehrere offizielle Compilations.


    Schon das zweite Album Yeti (1970) bedeutete den Durchbruch in England, obwohl oder gerade weil die bisherigen Texte der Gruppe immer wieder in altertümelndem Deutsch oder mit zweifelhaftem Englisch dargeboten wurden. In den folgenden Jahren war Amon Düül II in England ständig unter den Top Five der beliebtesten Bands, ob live oder auf Platte. Der Melody Maker bescheinigte 1972, die erste deutsche Gruppe zu sein, "die einen eigenen Beitrag zur internationalen Musikszene geliefert" habe.


    Personelle Veränderungen und Verbindungen zu anderen Bands waren in den frühen 70ern unumgänglich und zahlreich: Chris Karrer und Lothar Meid waren immer wieder bei Embryo beschäftigt, im Gegenzug war Christian Burchard u.a. auch auf "Phallus Dei" zu hören, Renate Knaup arbeitete mit Florian Fricke, dessen späterer Popol Vuh-Kollege Daniel Fichelscher sprang bei Amon Düül für Peter Leopold am Schlagzeug ein, Bassist Lothar Meid arbeitete mit Klaus Doldinger, sein Ersatzmann Dave Anderson wechselte später zu Hawkwind, es gab eine Tournee mit Can, für Renate Kaup war vorübergehend Jutta Weinhold am Gesang zu hören, die zuvor bei den Musicals "Hair" und "Jesus Christ Superstar" mitgewirkt hatte. Die Liste ließe sich lange fortsetzen.


    1975 wurde die zuvor weitgehend unabhängig agierende Band von Atlantic Records unter Vertrag genommen. Das Label verfolgte rein kommerzielle Ziele und übernahm die musikalische Kontrolle über die Produktion des Albums "Made in germany". Einflüsse der damaligen Disco-Musik wurden unüberhörbar. Produzent Jürgen S. Korduletsch zeichnete später u.a. auch für die Erfolge von Claudja Barry oder George Kranz verantwortlich. In der zweiten Hälfte der 70er war Amon Düül II nur noch ein reines Studioprojekt, bei dem nun auch Musiker wie der spätere als Sänger der Popband Münchener Freiheit, Stefan Zauner, oder die deutsche Stimme des Fernsehaußerirdischen Alf, Tommi Piper, in Erscheinung traten.


    1978 erschien die vorläufig letzte Platte. Krautrock war in die Jahre gekommen. Disco, Punk (Musik) und New Wave waren am Zug. Chris, Falk und Renate versuchten Amon Düül II unter eigener Regie mit zwei neuen Alben Anfang der 80er Jahre zu neuem Leben zu erwecken, hatten jedoch keinen kommerziellen Erfolg und das Projekt verschwand rasch wieder in der Versenkung. Lothar Meid arbeitete unterdessen mit Marius Müller-Westernhagen, produzierte dessen Alben und komponierte die Filmmusik zu "Theo gegen den Rest der Welt".


    Ebenfalls in den 80er Jahren versuchte John Weinzierl in England mit Musikern aus Wales den Mythos Amon Düül für eine eigene Band zu nutzen und veröffentlichte als Amon Düül (UK) zwischen 1982 und 1989 immerhin fünf Alben, aber auch er konnte nicht die Kreativität, geschweige denn den Erfolg von Amon Düül der früheren Jahre erreichen.


    Auf Konzertplakaten wurde Mitte der 1980er Jahre für Amon Düül III geworben, was jedoch vermutlich nur ein PR-Gag der Band Hawkwind war, die diese als Special Guests ankündigte, ohne dass bislang ein Auftritt von Amon Düül-Musikern belegt wäre. Hawkwind hatten sich bereits seit den frühen 70ern in England um die Promotion von Amon Düül verdient gemacht und Gastauftritte wären im Rahmen des Möglichen gewesen. Das Nischendasein des Krautrock in den 80er Jahren führte generell zu verstärkter Interaktion innerhalb der Szene, die Amon-Düül-Musiker experimentierten und fusionierten mit Musikern von Embryo oder Guru Guru und waren, wenn auch nicht gemeinsam, auf vielen kleineren Festivalbühnen zu sehen.


    Nach dem Tod des ehemaligen Hawkwind-Sängers Robert Calvert im Jahr 1988 organisierte Chris Karrer, der mit ihm gerade an Aufnahmen gearbeitet hatte, ein Memorialkonzert, zu dem sich entgegen der ursprünglichen Planung einer Soloshow auch Renate Knaup und Peter Leopold einfanden. Aus dem einmaligen Event wurde letztlich die Reunion von Amon Düül, und für Konzerte in Italien im folgenden Jahr stießen auch wieder Lothar Meid und Falk Rogner zur Band. Posthum wurden die Aufnahmen mit Robert Calvert 1989 als Amon Düül veröffentlicht. Weitere gemeinsame Auftritte blieben aber zunächst noch sporadisch, Karrer war zu dieser Zeit auch mit Soloprojekten, u. a. mit Ernst Fuchs und dem kurdischen Sänger Sivan Perver beschäftigt.


    Anfang der 1990er Jahre wurde Krautrock wieder salonfähig. Amon Düül erfuhr ein Comeback mit einer verstärkten Nachfrage nach alten Alben, die seitdem verschiedentlichst wieder aufgelegt werden. 1995 erfolgte auch die Veröffentlichung eines neuen Albums, "Nada Moonshine" und seit einer Japan-Tournee im selben Jahr sind Amon Düül wieder regelmäßig auf Festivalbühnen zu sehen. Neben nachveröffentlichten Liveaufnahmen und aktuellem Live-Material entstanden seitdem weitere neue Studioaufnahmen.


    Die Gruppe klagt seit mehreren Jahren gegen die Plattenfirma Repertoire Records bzw. deren Geschäftsführer Tomas Neelsen wegen der Veröffentlichung nicht autorisierter Neupressungen alter Alben. Die autorisierten Neuveröffentlichungen beim Label SPV dagegen zeichnen sich durch in den Jahren 2005 und 2006 eingespieltes Bonus-Material aus. Die Gruppe arbeitet gegenwärtig (Dez. 2006) an Studioaufnahmen für ein neues Album – allerdings ohne Schlagzeuger Peter Leopold, der im November 2006 verstarb



    Ä'hm, ja :D Meinungen dazu?

  • Also interessant sind sie auf jeden Fall, aber auch genial...? Ich weiß ja nicht.


    Ich bin jetzt zwar nicht der Amon Düül (II) Experte, aber ich kann dieser Band (und dem Krautrockgenre) nicht viel abgewinnen. Einige der YouTubevideos sind ja ganz nett, aber insgesamt ist mir das alles doch zu limitiert. Klingt im Vergleich zu anderen Psychedelicbands irgendwie nicht original, sondern nachgemacht. Sie sind zwar nicht schlecht, doch gibts massenweise Bands, die besser sind.


    P.S. Uschi Obermaier war/ist geil!

  • Kannte Amon Düül II nur so vom hören/sagen; allerdings finde ich die Vids, bzw. Lieder von oben irgendwie total geil!
    Kannte vorher nur Tangerine Dream als Krautrock Band.


    Greetz,
    Jens

  • Zitat

    Original von maniac
    Also interessant sind sie auf jeden Fall, aber auch genial...? Ich weiß ja nicht.


    Ich bin jetzt zwar nicht der Amon Düül (II) Experte, aber ich kann dieser Band (und dem Krautrockgenre) nicht viel abgewinnen. Einige der YouTubevideos sind ja ganz nett, aber insgesamt ist mir das alles doch zu limitiert. Klingt im Vergleich zu anderen Psychedelicbands irgendwie nicht original, sondern nachgemacht. Sie sind zwar nicht schlecht, doch gibts massenweise Bands, die besser sind.


    P.S. Uschi Obermaier war/ist geil!


    Ich finde die Musik eigentlich gut, aber ich bin jetzt auch nicht der große Experte in Sachen Psychedelic Rock. Wenn du besseres auf Lager hast, lass mal'n paar Tipps wandern. ;)

  • Ich konnte meinen Augen gar nicht trauen, als ich den Thread gesehen habe. Endlich kommt Kultur ins Metcamp. Ich hab zwei Alben von denen! Wer was haben möchte, PN an mich :D


    @ Manica
    Uschi Obermaier war bei Amon Düül I nicht bei AD II.

  • Hatte jetzt nur das letzte YoutubeVideo von DHSE gesehen, da lief die ganz freizügig rum...hatte nicht drauf geachtet, dass da ein Song von Amon Düül I im Hintergrund lief. :D trotzdem isse geil!


    @DHSE
    Check ma dein Postfach.

  • Zitat

    Original von maniac
    Hatte jetzt nur das letzte YoutubeVideo von DHSE gesehen, da lief die ganz freizügig rum...hatte nicht drauf geachtet, dass da ein Song von Amon Düül I im Hintergrund lief. :D trotzdem isse geil!


    So eine such ich zur Zeit auch :D

  • Dein Nickname klingt auch dumm^^
    Also, Kraut war die Bezeichnung (abfällig) der Engländer und Amerikaner für die Deutschen. Der Begriff wurde einfach hinter -rock gesetzt, als deutsche Bands wie "Birth Control" und "Amon Düül II" Alben herausbrachten. Seit dem wird mit Krautrock ein bestimmter Stil von Musik, die aus Deutschland stammt, beschrieben, wie ihn eben zBsp die oben genannten Bands spielen(allerdings ist Krautrock nicht abwertend gemeint).

  • ...ich hör seit fast 3 Stunden Amon Düül II :rolleyes: :D


    Mein grosser Bruder liebt bzw. vergöttert die. Seit ich ihm heute morgen diesen Threat gezeigt habe (den er übrigens mit Begeisterung gelesen hat, DANK an DHSE!) schallt in seiner Werkstatt UND damit auch gleichzeitig hier im Büro Amon Düül II aus den Boxen.


    Er besitzt folgende Alben:
    - Phallus Dei (1969)
    - Yeti (1970)
    - Tanz der Lemminge (1971)
    - Lemmingmania (1975)
    - Almost Alive... and looking fine (1977)
    - Only Human (1978 )
    - Vortex (1981)


    Na ja, ich persönlich finde die auch gar nicht schlecht, aber drei Stunden....
    z. Z. läuft das Album Yeti "Burning Sister" :D

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