METALLICA - RON MCGOVNEY INTERVIEW

Schon wieder 'ne METALLICA-Story? Noch mehr Statements zu "Reload"/"Load", schwarz geschminkten Augenlidern und der Frage, ob Metaller Spaß verstehen oder nicht? Pustekuchen! Wir präsentieren euch an dieser Stelle ein ausführliches Interview mit Ron McGovney, dem ersten Basser der Bay Area-Superstars. Freut euch auf wüste Schlägereien, futuristische Proberäume und einen tiefen Einblick in die "Garage Days" der Metalli-Men aus allererster Hand. "Ich traf James Hetfield zum ersten Mal in der East Middle School", plaudert Ron drauflos...

Metallica mit Ron McGovney
Metallica mit Ron McGovney (1. von links)
"Ich glaube, es war im Musikunterricht. James war der einzige Typ in der Klasse, der Gitarrespielen konnte. Richtig nahe kamen wir uns zu Beginn unserer Highschool-Zeit, das muß so im September 1977 gewesen sein. Jeder gehörte damals zu einer Clique; es gab die Cheerleader, die Typen aus dem Spielmannszug... Man hing mit diesen ganzen Trantüten ab, ohne wirklich zu einer sozialen Schicht zu gehören. Tja, und irgendwie ergab es sich, daß James und ich uns immer vor denselben Schulspinden herumdrückten. Ich stand zu der Zeit überhaupt nicht auf Heavy Metal oder Hardrock, mein großer Held war Elvis. James dagegen fuhr total auf Aerosmith ab, er war ein totaler Steven Tyler-Fan. Natürlich zogen wir uns gegenseitig ständig mit unseren Vorlieben auf. Wenn James beispielsweise ein Portrait von Steven Tyler auf die Toilettenwand malte, kritzelte ich Tyler ein "Schwule Ratte" auf die Stirn. Irgendwann schafften er und einige andere Kumpels es jedoch, mir Hardrock-Acts näherzubringen - zuerst Foreigner und Boston, dann UFO. Mit 14 begann ich Gitarrenunterricht auf der Akustikklampfe zu nehmen."

Der Baß war damals noch kein Thema für dich?
"Nein, überhaupt nicht. Ich wollte nur Dust In The Wind und Stairway To Heaven spielen können, alles andere ging mir am Arsch vorbei."

Wann kam James auf die Idee, seine erste Band zu gründen?
"Das muß so in der zehnten Klasse gewesen sein, mit 16. Er stieg damals bei Obsession ein, wo neben ihm noch Gitarrist Jim Arnold, Sänger Ron Valoz und dessen Bruder Jim an den Drums herumlärmten. Sie spielten ausschließlich Coverversionen: Never Say Die von Black Sabbath, Rock n Roll und Communication Breakdown von Led Zeppelin, Rock Bottom, Doctor, Doctor und Lights Out von UFO sowie ihren Lieblingstrack, Deep Purples Highway Star. Die Vocals teilten sie sich, James sang die UFO-Songs. Als Black Sabbath "Heaven & Hell" herauskam, begannen sie auch Stücke von dieser Scheibe und ein paar Scorpions-Nummern nachzuspielen. Mit diesem Repertoire traten sie vorwiegend bei Hinterhof-Parties auf. Ich war damals ihr Roadie. Freitag und Samstag nachts trafen wir uns alle im Haus der Valoz-Brüder in Downey. Die beiden waren absolute Technik-Genies und hatten die Garage zu einem Proberaum mit unzähligen Lichtern und Elektro-Schnickschnack ausgebaut. Mein Kumpel Dave Marrs und ich hockten hinter den Schaltpulten und steuerten die ganzen Effektgeräte, während die Jungs ihre Songs probten. Wir veranstalteten jedesmal ein Heidenspektakel in der kleinen Garage. Obsession existierten ein oder eineinhalb Jahre. James und Jim Arnold trennten sich von den Valoz-Brüdern und gründeten mit Jims Bruder Chris die Band Syrinx. Sie spielten ausschließlich Rush-Cover, aber die Combo existierte nicht sonderlich lange."

Das muß zu der Zeit gewesen sein, als James Mutter starb.

"Richtig, 1980, als wir in die elfte Klasse gingen. James mußte danach bei seinem Bruder einziehen, der ungefähr 20 Minuten von uns entfernt in Brea wohnte."

Erwähnte James jemals, daß seine Mutter schwer krank war?
"Nein, wir hatten keinen blassen Schimmer. Irgendwann tauchte er mal zehn Tage nicht auf, und wir dachten, er sei in Urlaub gefahren. Als er wieder auftauchte und uns erzählte, seine Mom sei gestorben, waren wir total perplex. Er räumte dann seinen Spind aus und zog zu seinem Bruder. An den Wochenenden kam er zu mir herüber, und wir jammten mit Dave Marrs, der mehr schlecht als recht versuchte, Drums zu spielen. Wir klangen grauenhaft!"

Gründete James in der Brea Highschool nicht eine neue Kapelle namens Phantom Lord?
"Ja, zusammen mit einem Typen namens Hugh Tanner, aber sie jammten nur herum und spielten keine Gigs. Sie hatten keinen Bassisten, und James fragte mich, ob ich nicht Bock hätte, mir das Langholz umzuschnallen. Ich erwiderte: "Bist du verrückt? Ich hab überhaupt keine Ahnung vom Baßspielen." Aber James meinte nur: "Keine Sorge, ich brings dir schon bei." Also liehen wir uns einen Baß und einen Amp, und James zeigte mir ein paar grundlegende Dinge. Wir lärmten dann in meinem Schlafzimmer munter drauflos. Meine Eltern besaßen zu der Zeit drei Mietshäuser, die ihnen der Staat abkaufen wollte, weil sie einer neuen Autobahn im Weg standen. Eines dieser Häuser stand bereits leer, und meine Eltern erlaubten mir, dort zu wohnen, bis der Kasten abgerissen würde. Nach unserer Highschool-Zeit zogen James und ich dort ein. Wir funktionierten die Garage zum Proberaum um, isolierten die Wände und verlegten sogar roten Teppichboden."

Laß mich raten: Das war im Juni '81, als Leather Charm gegründet wurden.
"Yeah. Wir zockten eine Zeitlang mit Hugh Tanner, der ein wirklich guter Gitarrist war, aber er wollte lieber ins Musikmanagement einsteigen, und so standen James und ich plötzlich alleine da. Wir taten uns daraufhin mit dem Drummer Jim Mulligan, einem Klassenkameraden von James, zusammen und fanden über eine Zeitungsannonce den Gitarristen Troy James. Dies war die Geburtsstunde von Leather Charm. Wir hatten uns ganz dem Glamrock im Stil von Mötley Crüe und Sweet verschrieben und komponierten eine Nummer namens Hollywood Tease. Außerdem coverten wir Pictured Life von den Scorpions, Wrathchild und Remember Tomorrow von Iron Maiden und Quiet Riots Slick Black Cadillac. James kümmerte sich ausschließlich um den Gesang, so daß Troy alleine für die Gitarren zuständig war. Wenig später schrieben wir den Track Hit The Lights (Opener des ersten METALLICA-Albums - Red.) sowie die Nummern Handsome Ransom und Let's Go Rock'n'Roll, aus denen später der METALLICA-Track No Remorse hervorging. Wir spielten allerdings keinen einzigen Gig, und irgendwann stieg Jim Mulligan aus, weil er progressivere Mucke in der Art von Rush spielen wollte. Jim hatte wirklich 'ne Menge auf dem Kasten - ich glaube, wir waren ihm einfach ein bißchen zu heavy und sleazy."

Dann kam Lars Ulrich ins Spiel.
"Hugh Tanner schleppte ihn eines Tages an. Troy war zu diesem Zeitpunkt schon ausgestiegen, so daß sich James auch um die Gitarre kümmern mußte. Als Lars zum ersten Mal mit uns jammte, dachte ich, er sei der gottverdammt schlechteste Drummer der Welt. Er konnte überhaupt keinen Takt halten und war im Vergleich zu Jim Mulligan eine totale Flasche. Ich meinte hinterher zu James: "This guy sucks, dude", und erklärte ihm, daß mich die Band nicht mehr sonderlich interessiere, weil ich mich aufs Fotografieren konzentrieren wolle; ich schoß damals Pics für Acts wie Mötley Crüe. Lars tauchte bei den nächsten Proben wieder auf, und er besserte sich von Mal zu Mal, was mir aber auch keinen großen Motivationsschub mehr verpaßte."

Habt ihr damals gearbeitet?
"James jobbte bei einer Firma namens Steven Label Corporation in Santa Fe Springs, die Aufkleber herstellte. Er mopste ständig "Danger: Explosives"- und "High Vaultage"-Sticker, mit denen wir den Proberaum zukleisterten. Ich arbeitete zu der Zeit in der LKW-Reparaturwerkstatt meiner Eltern. Lars ging noch zur Highschool, er lebte in Newport Beach und mußte immer zwischen Newport und Norwalk hin und her pendeln, um mit uns proben zu können."

Irgendwann erzählte Lars James dann, daß er einen Track auf einem Compilation-Album plazieren könnte, wenn man eine richtige Band zusammenbekäme.

"James bereitete mich darauf vor, daß bei der nächsten Probe ein neuer Gitarrist auftauchen würde. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich die Tür öffnete und vor mir dieser schwarze Typ mit dem jamaikanischen Akzent stand. Er hieß Lloyd Grant und zockte mit uns Hit The Lights. Für zwei oder drei Wochen gehörte ein Basser namens Glen zum Line-up, aber er spielte einfach zu beschissen, so daß wir ihn schnell wieder hinauswarfen. Lars borgte sich schließlich eine TEAC-Vierspur-Maschine, um ein Demo aufzunehmen. James war für die Rhythmusgitarre und den Gesang zuständig, Lars verprügelte sein Drumkit, Lloyd steuerte die Soli bei, und ich kümmerte mich um den Baß."

Also spielte Dave Mustaine nicht auf der ersten Version von Hit The Lights, die Brian Slagel für seinen "Metal Massacre I"-Sampler verwendete?
"Nein. Auf der Erstpressung der Scheibe steht die Version mit Lloyds Leads. Allerdings wurde Lloyd nur als Interimslösung verpflichtet. James und Lars ließen die Zeitungsannonce, in der sie einen Gitarristen suchten, einfach weiterlaufen und verpflichteten schließlich Dave Mustaine. Dave spielte die Soli von Hit The Lights zwar neu ein, aber man entschied sich trotzdem für Lloyds Aufnahmen. Erst die Zweitpressung von "Metal Massacre I" enthält Daves Soli."

Hit The Lights hatte das Licht der Welt erblickt, METALLICA waren geboren. Aber die nächsten Probleme tauchten bereits am Horizont auf.
"James hatte bald keinen Bock mehr zu singen und wollte sich ganz auf die Rhythmusgitarre konzentrieren. Wir trieben daraufhin den Sänger Sammy Dijon auf, der bei einer lokalen Band namens Ruthless spielte. Er probte drei Wochen mit uns, bevor wir ihn vor die Tür setzten und James sich wieder das Mikro schnappte."

Wie kam es zu dem berühmten Gig im Vorprogramm von Saxon, den ihr im März '82 im "Whisky" in West Hollywood gespielt habt?
"Wir nahmen ein Demo mit den Tracks Hit The Light, Killing Time (ein Cover der irischen Combo Sweet Savage - Red.) und Let It Loose (im Original von den Briten Savage - Red.) auf. Als wir hörten, daß Saxon im Whisky spielen würden, schnappte ich mir unser Tape und machte mich auf den Weg dorthin. Vor dem Laden traf ich Tommy Lee und Vince Neil von Mötley Crüe, die ich von diversen Fotosessions kannte. Ich erzählte ihnen, daß ich unbedingt diesen Support-Slot haben wollte. "Kein Problem", erwiderten sie. "Eigentlich sollten wir für Saxon eröffnen, aber Mötley Crüe sind mittlerweile schon zu groß, um noch Supportshows spielen zu müssen. Komm mit, wir stellen dich dem Chick vor, das für das Booking zuständig ist." Danach war die Sache geritzt. Das Girl rief mich am Tag darauf an und gab mir ihr Okay. Saxon spielten an zwei aufeinanderfolgenden Abenden. Beim ersten Gig sollten Ratt eröffnen, beim zweiten wir. Wir waren Mötley Crüe natürlich mächtig dankbar, daß sie uns zu diesem Gig verholfen hatten. Es war zwar erst der dritte METALLICA-Auftritt, aber wir glaubten fest daran, den großen Durchbruch geschafft zu haben."

Im April '82 nahmt ihr ein weiteres Demo auf, das später unter dem Namen "Power Metal" bekannt wurde.
"Auch dieses Vier-Song-Tape wurde in meiner Garage eingespielt. Die Tracklist bestand aus Hit The Lights, The Mechanix, Jump In The Fire und Motorbreath, Nummern, die später in anderen Versionen auch auf dem "No Life Til Leather"-Demo verewigt wurden. James versuchte damals noch wie Sean Harris von Diamond Head zu klingen, merkte aber irgendwann, daß das überhaupt nicht zu ihm paßte, und verlegte sich auf rauhere Vocals. Es ist schon lustig, daß das Tape den Namen "Power Metal" verpaßt bekam. Ich druckte damals einen Schwung METALLICA-Visitenkarten, um sie mit unserem Demo an die Clubs zu schicken. Ursprünglich sollten nur das METALLICA-Logo und eine Kontaktnummer auf den Karten stehen, aber mir war das zu wenig, so daß ich mir eine Unterzeile für das Logo überlegte. "Hardrock" und "Heavy Metal" gefielen mir nicht, also entschied ich mich für "Power Metal". Der Begriff klang schön griffig und war bis dato noch von keiner Band verwendet worden, wenn ich mich recht erinnere. Als ich die Karten anschleppte, war Lars allerdings mächtig sauer auf mich. "Bist du bescheuert?" kackte er mich an, "was zur Hölle ist "Power Metal"?""

Kurz darauf verpflichteten METALLICA einen neuen Gitarristen und stiegen wieder auf die Bretter.
"Wir engagierten einen Typen namens Brad Parker, der sich den Künstlernamen Damian C. Phillips zugelegt hatte. Mit ihm spielten wir einen Gig in Costa Mesa. Als wir anderen unsere Stage-Klamotten anzogen, stand Brad schon auf der Bühne und pustete ein Solo nach dem anderen durch die P.A. Tja, das war dann wohl sein erster und letzter Auftritt mit METALLICA. Brad stieg später bei Odin ein, und James kümmerte sich wieder um die Rhythmusgitarre."

Womit wir im Sommer '82 angelangt wären, der Entstehungsphase des "No Life Til Leather"-Demos.
"Lars tauchte eines Tages mit Kenny Kane auf, einem ziemlich ausgefuchsten Kerl, der das Punklabel High Velocity leitete, eine Unterfirma von Rocshire Records aus Orange County. Er versprach uns, genug Kohle zusammenzukratzen, damit wir eine EP einspielen könnten. Also gingen wir ins Chateau East Studio, einen Achtspur-Laden in Tustin, und nahmen Hit The Lights, Mechanix, Phantom Lord, Jump In The Fire, Motorbreath, Seek And Destroy und Metal Militia auf. Erst als Kenny die Aufnahmen hörte, wurde ihm klar, daß wir gar keine Punkband waren, und natürlich ließ er uns daraufhin sofort fallen. Aus den Aufnahmebändern schusterten wir dann "No Life Til Leather" zusammen. Lars und sein Kumpel Pat Scott, die Kontakte in alle Welt hatten, kopierten das Demo und sorgten dafür, daß es flächendeckend unter die Leute kam."

Wer von euch hatte die Idee, eine ganzseitige Anzeige im "BAM"-Magazin zu schalten? Das Ding muß euch eine Heidenkohle gekostet haben.
"Klar, 600 Dollar waren damals eine schöne Stange Geld. Lars und James hatten sich die Sache in den Kopf gesetzt. Sie zeigten mir den Anzeigenentwurf und erzählten mir, daß der Abdruck 600 Bucks kosten würde, woraufhin ich sie fragte, wieviel sie dazu beizusteuern gedächten. Natürlich waren sie völlig pleite, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihnen einen Scheck über die gesamte Summe auszustellen. Bis heute habe ich davon noch keinen Cent zurückbekommen."

Haben die anderen dir gegenüber jemals erwähnt, daß sie dich für einen nicht sonderlich begabten Bassisten hielten?
"Ich glaube nicht, daß sie damals irgendwelche Probleme mit meinen technischen Fähigkeiten hatten. Ich spielte einfach das, was sie wollten. James zeigte mir meine Parts, und ich bekam sie eigentlich auch immer recht ordentlich hin. James und Lars hingen besonders eng zusammen und wuchsen zu einem guten Songwritergespann heran, mit dem ich es nicht aufnehmen konnte und wollte. Ich denke, daß sie nur deshalb einige von Dave Mustaines Songs ins Programm aufnahmen, weil er für sie ein guter Gitarrist war, den sie nicht vergraulen wollten. Mechanix zum Beispiel hatte einen völlig albernen Text, den sie schließlich änderten, als Dave die Band verlassen hatte (der Song steht auf der ersten Megadeth-Scheibe und schaffte es unter dem Namen The Four Horsemen auf das Metallica-Debüt - Red.)."

Wie kam es zu Daves Rauswurf?
"Eines Sonntag nachmittags tauchte Dave bei mir auf und brachte seine beiden Pitbulls mit. Ich stand gerade unter der Dusche, als Dave die Köter frei herumlaufen ließ. Die Viecher turnten auf meinem Auto, einem '72er Pontiac LeMans, herum und zerkratzten es völlig. James sah die Bescherung und rief: "Hey Dave, hol die verfluchten Biester von Rons Karre runter!" Woraufhin Dave ihn anbrüllte: "Wage es nicht noch mal, so von meinen Hunden zu reden!" Es entbrannte eine Schlägerei, die so heftig war, daß ich erschrocken aus der Dusche sprang und gerade noch mitbekam, wie Dave James dermaßen die Fresse polierte, daß er im hohen Bogen durchs Zimmer segelte. Ich sprang Dave wutentbrannt in den Rücken, woraufhin er sich herumwarf und mich auf den Küchentisch krachen ließ. James hatte sich mittlerweile wieder aufgerappelt und schrie: "Du bist raus aus der Band! Verpiß dich!" Dave packte dann ziemlich angesäuert seine Sachen und machte sich vom Acker. Am Tag drauf kam er allerdings angekrochen und heulte uns einen vor, wie gerne er wieder bei METALLICA einsteigen würde."

Eure erste Show in San Francisco habt ihr bei einer "Metal Massacre Night" bestritten.
"Richtig, Bitch, Cirith Ungol und Laaz Rockit standen auf dem Programm. Cirith Ungol sagten ab, so daß Brian Slagel uns in letzter Sekunde aufs Billing packte. Ich lieh mir einen Anhänger, auf dem wir den Drumriser und unser komplettes Equipment verstauten, und fuhr die ganze Baggage plus sämtliche Bandmitglieder mit dem '69er Ford Ranger meines Vaters nach San Francisco. Ich war vorher noch nie in Frisco gewesen und kann mich noch genau daran erinnern, wie ich mit dem Anhänger eine halbe Ewigkeit durch Chinatown rumpelte, weil ich diesen verdammten Club nicht finden konnte. Der Rest der Band hockte hinten und soff sich in aller Seelenruhe die Birne dicht, während ich immer schlechtere Laune bekam. Die Show war aber klasse. Wir hatten keine Ahnung, daß "No Life Til Leather" in Frisco so viele Freunde gefunden hatte und zahlreiche Zuschauer unsere Texte auswendig mitsingen konnten. Einige wollten sogar Autogramme von uns, was uns ziemlich aus den Latschen haute. Wenn wir in L.A. mit Combos wie Ratt auftraten, standen die Leute immer nur mit verschränkten Armen vor der Bühne."

Wie kamen METALLICA in Kontakt mit Cliff Burton?
"Wir sahen uns eine Show von Trauma (Cliffs damalige Band - Red.) im "Whisky" an, als die Gitarristen straighte Riffs spielten und der Bassist plötzlich anfing, ein mörderisches Solo hinzulegen und dabei wie Hölle zu bangen. James und Lars wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen. In jener Nacht unterhielten wir uns nicht mit Cliff, aber ich schätze, daß James und Lars ihn ansprachen, als Trauma am nächsten Abend im "Troubadour" spielten."

Wußtest du damals, daß die anderen vorhatten, dich durch Cliff zu ersetzen?
"Nein. Der ganze Ärger begann damit, daß plötzlich Dinge von mir fehlten. Als wir mit Kaos, der Band meines Freundes Jim, und Roxx Regime (den späteren Stryper - Red.) auftraten, klaute einer von Daves Kumpeln meinen Ersatzbaß, und irgendwann war auch meine Lederjacke futsch. Mich nervte das ziemlich, weil ich absolut nicht wußte, was ich falsch gemacht hatte. Mit Lars hatte ich mich mehr als einmal in der Wolle, denn ich hasse es, wenn Leute zu spät kommen und dich dann auch noch nach allen Regeln der Kunst ausnutzen. Ich mußte jedesmal nach Newport Beach runterfahren, um ihn abzuholen, und irgendwann meinte ich zu ihm: "Wenn du nicht rechtzeitig da bist, ist das dein Problem." Immer wenn wir in San Francisco auftraten, mußte ich mir Dads Truck leihen, den Sprit bezahlen, den Anhänger besorgen und für die Hotelzimmer blechen. Und Frisco ist eine verdammt teure Stadt... Die Jungs hielten mich stets mit demselben Spruch hin: "Reg dich nicht auf, du bekommst unseren Gagenscheck." Bloß daß der meist nicht fetter ausfiel als hundert Dollar, wovon ich nicht mal die Hotelzimmer bezahlen konnte. Außerdem soffen wir für Hunderte von Mäusen Alkohol, was die Sache auch nicht besser machte. Irgendwann hatte ich keinen Bock mehr darauf, ständig den Zahlmeister zu spielen, und schlug den anderen vor, einen Manager zu engagieren. Daraufhin schallte mir allerdings nur ein lautes "Du hast ja n komischen Humor!" entgegen, womit für mich klar war, daß die Jungs überhaupt keinen Schimmer hatten, was eigentlich abging."

Du hattest also die Schnauze voll von ihren Macken und dachtest nicht im Traum daran, daß diese Truppe jemals erfolgreich werden könnte.
"Absolut. Dave war damals ein Arschloch und Lars ein riesiger Egoist. Am meisten verletzt hat mich aber James, denn er war mein Freund und schlug sich plötzlich auf die Seite der anderen. Dadurch stand ich plötzlich als totaler Außenseiter da."

Im November '82 machtet ihr euch zum dritten Mal auf den Weg nach San Francisco. War dir damals klar, daß die anderen kurz davor standen, dich aus der Band zu kicken?
"Als ich mitbekam, wie sie über Cliff sprachen, dämmerte es mir. Nach der Show in Frisco regnete es in Strömen, und ich sah Cliff, wie er klitschnaß am Straßenrand stand. Natürlich bot ich ihm an, ihn mit nach Hause zu nehmen, weil er mir leid tat, aber irgendwie war mir da schon klar, daß bald etwas passieren würde. Am nächsten Tag spielten wir im "Mabuhay Gardens", einem ziemlich kleinen Schuppen. Es war mein letzter Gig mit METALLICA."

Wie denkst du heute über den doch alles andere als sauberen Split?
"Ach, das liegt schon so lange zurück, daß es heute eigentlich keine Rolle mehr spielt. Seither sind 15 Jahre vergangen, und ich bin längst drüber weg. Aber damals... Als wir nach dem Gig heimfuhren, hielten wir an einem Alk-Laden, aus dem die anderen hektoliterweise Whisky anschleppten. James, Lars und Dave drehten total durch. Sie schlugen mir alle naselang fast die Scheiben ein, damit ich anhielt und sie pinkeln gehen konnten. Bei einem dieser Zwischenstopps lag Lars plötzlich mitten auf der Hauptverkehrsstraße und streckte alle Viere von sich. Es war unglaublich! Ein Freund von mir erzählte dann noch, Dave hätte mit den Worten "I fuckin hate Ron" Bier über die Pick-ups meines Washburn-Basses gekippt, und natürlich funktionierte das Ding am nächsten Tag nicht."

Glaubst du, daß sie dich piesacken wollten, bis du aus freien Stücken gingest?
"Keine Ahnung. Wenn du sie fragst, behaupten sie, sie hätten mich hinausgeworfen. Aber zu mir hat nie jemand gesagt: "Ron, du bist draußen." Als sie nach Daves Aktion mit meinem Baß zur nächsten Probe antanzten, stellte ich sie zur Rede und warf sie hinaus - auch James, was mir sehr leid tat. Nach ein paar Tagen hatten sie ihren Krempel rausgeräumt und waren nach San Francisco gezogen."

Das geschah in der ersten Dezemberwoche '82.
"Exakt. Mir ging die ganze Geschichte so dermaßen auf die Nüsse, daß ich mein komplettes Equipment verscherbelte: meine Amps, meine Cases, sogar meine Les Paul, die heute 1.200 Dollar wert wäre.1986 überredete mich Katon DePenna, ein befreundeter Sänger, ins Business zurückzukehren. Da ich gerade ein bißchen Geld auf die Seite geschafft hatte, kaufte ich mir einen Fender P Baß und einen Marshall-Amp. Katon und ich jammten ein wenig herum und gründeten schließlich eine progressive Punkband namens Phantasm. Unsere ersten beiden Shows spielten wir am 7. und 8. November in Long Beach, genau an den Abenden, als Jason Newsted seine ersten Gigs mit METALLICA im "Country Club" und "Jezebel's" bestritt. Einmal eröffneten wir sogar für die Plasmatics in einer proppevollen 1.500er-Halle - die größte Meute, vor der ich je aufgetreten bin. Phantasm brachen schließlich auseinander, weil alle Welt in mir nur den Ex-METALLICA-Bassisten sah. Nach den Shows wollten Dutzende von Kids Autogramme von mir, und als wir in Phoenix spielten, kletterten Flotsam & Jetsam mit auf die Bühne. Irgendwann hatte ich die Schnauze gestrichen voll, und seitdem habe ich in keiner Band mehr gespielt."

Was war dein schönstes Erlebnis mit METALLICA?
"Wahrscheinlich das erste Mal, als wir Whiplash spielten, ich glaube in Fullerton. Whiplash war einfach der ultimative Headbanger-Song. Immer wenn wir ihn spielten, kickten wir gewaltig ass."

Und was war der Tiefpunkt?
"Die Endphase, als ich merkte, daß die Jungs mich nach Strich und Faden verarschten. Es wäre besser gewesen, wenn ich als bezahlter Tourmanager für METALLICA gearbeitet hätte, anstatt mir den Baß umzuhängen. Vielleicht hätte man mir dann mehr Respekt entgegengebracht. Aber wie gesagt, das alles liegt schon sehr, sehr lange zurück..."

Pat O'Connor

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