METALLICA - SOME KIND OF MONSTER

Metallica: Some Kind of Monster ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2004, der die Hintergründe der Produktion des neunten Studioalbums St. Anger beleuchtet und sich dabei zu einem "Psychoprogramm" entwickelt, an dem die Band fast zerbrochen wäre...

Veröffentlichung:24. Januar 2004
Aufnahme:1990 - 2001
Label:Elektra
Genre:Heavy Metal, Dokumentation
Produzent:Joe Berlinger and Bruce Sinofsky
Singles:
FSK:6
Bildformat:4:3 - 1.33:1
Tonformat:DD5.1 / PCM Stereo
Sprachen:Englisch (Dolby Digital 5.1) // Untertitel: Deutsch, Englisch, Arabisch, Bulgarisch, Polnisch, Rumänisch, Tschechisch, Türkisch, Ungarisch // Untertitelzwang: -
Spielzeit:141 min
LineUp:James Hetfield, Lars Ulrich, Kirk Hammett, Bob Rock, Robert Trujillo
Studio:
Beste Chart Position:USA United Kingdom Germany Schweiz


Musik-Videos


    Song By Song



    Anekdoten Zu Some Kind Of Monster


    "Einzigartig, schonungslos, spannend, enthüllend, ehrlich" - nach seiner umjubelten Vorstellung beim letztjährigen Sundance-Festival waren die Reaktionen auf "Metallica: Some Kind Of Monster" geradezu euphorisch, sogar dem Spiegel war der Film ein lobender Artikel (Spiegel online, 27.08.2004) wert. Nun ist das von Robert Redford ins Leben gerufene Sundance-Festival, das ja unter anderem Tarantino's "Reservoir Dogs" eine erste Bühne verschaffte, nicht unbedingt als Kommerzveranstaltung bekannt, auch wenn es in den letzten Jahren stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gelangt ist. Somit stand Einiges zu erwarten, wenn eine Filmdokumentation dort zu Ehren gelangt. Und, in der Tat, "Metallica: Some Kind Of Monster" ist ein besonderes Stück Film geworden. Wenn sich die folgenden Zeilen auch sehr stark mit der Musik beschäftigen, dann lediglich aus dem Grund, dass der Film an sich nur zu begreifen ist, wenn man den Hintergrund dieser größten Metalband der 90er Jahre kennt. (siehe Biografie)

    Die Aufnahmen zur neuen CD, für die sich das Quartett im ehemaligen Militärstützpunkt "Presidio" unweit der Golden Gate-Bridge eingemietet hatte, gehen einen schweren Gang, da die seit Jahren schwelenden zwischenmenschlichen Probleme in dieser Krisenzeit nach dem Ausstieg Newsteds offen zu Tage treten. Das Management befürchtet das Auseinanderbrechen der Band und engagiert den Performancecoach und Psychotherapeuten Phil Towle, der schon mit bekannten Sportlern zusammengearbeitet hatte. Die Situation ist verfahren, sowohl Hetfield als auch Ulrich haben ihre Egos kaum unter Kontrolle. So dauert es nicht lange und Hetfield verlässt die Szenerie, um in Sibirien auf Bärenjagd zu gehen. Während dieser Zeit arbeitet Towle mit der Band, die nach der Rückkehr des Sängers etliche Songs auf Band bringen. Allerdings wird der Aufnahmeprozess immer wieder behindert durch die Egotripps der beiden Bandchefs.

    Als die Meinungsverschiedenheiten eskalieren, verlässt James Hetfield mit einem sprichwörtlichen Donnerschlag das Studio und begibt sich auf eine Alkohol-Entziehungskur. Wohin, wissen nur wenige Eingeweihte, die Band gehört zunächst nicht dazu. Währenddessen hat Towle alle Hände voll zu tun, indem er den Rest der Band weiterhin betreut. Diese besucht kurz darauf ein Konzert von "Echobrain", der Band ihres ehemaligen Bassisten. Ein weiterer emotionaler Tiefpunkt ist erreicht, was Ulrich mit den Worten: "Metallica ist Vergangenheit, Echobrain gehört die Zukunft" zum Ausdruck bringt. Die Schuldgefühle treten aber wohl eher wegen der eigenen vertrackten Situation (Hetfield immer noch nicht wieder zurück) auf und weniger, weil Ulrich und Hammet plötzlich von großer Reue wegen der Demission ihres Bassisten gepackt worden wären.

    Eine weitere schmerzvolle Begegnung steht bevor, als Lars Ulrich im Rahmen der "Bandtherapie" mit Dave Mustaine zusammentrifft, den "Metallica" kurz vor den ersten Aufnahmen wegen seiner Alkoholsucht aus der Band geworfen hatten. Mustaine, selbst kein Kind von Traurigkeit und wegen eines Egos von der Größe Kaliforniens berüchtigt, bekennt, dass er diesen Tag trotz 15 Millionen verkaufter Alben mit "Megadeth" nie verwunden habe und Kirk Hammettsich jenen Tag zurückwünsche, an dem er von seinen Bandkollegen aber dann nicht aus der Band geworfen worden wäre, sondern eine zweite Chance erhalten hätte. Mustaine war zu dieser Zeit eng mit Hetfield und Ulrich befreundet. Ulrich steht diesen Vorwürfen relativ machtlos gegenüber.

    Hetfield kommt am 12.04.2002 aus der Klinik zurück und eine neue Arbeitsweise hält Einzug. Im Rahmen seiner ausklingenden Therapie darf er nur vier Stunden am Tag aufnehmen, die Zeiten 12 - 16.00 Uhr werden festgelegt, was zu neuem Konfliktstoff führt. Ein erstes Brainstorming, bei der jedes Bandmitglied seine Favoriten der bisherigen Aufnahmen aufschreibt, führt zu lediglich vier Übereinstimmungen. Diese vier Songs, allesamt schnell und hart, sollten nun die Richtung für das neue Album vorgeben. Man verlässt das "Presidio" und mietet ein neues Gebäude an, das man "HQ" nennt und in dem die Aufnahmen schließlich unter Dach und Fach gebracht werden sollen. Bis jedoch die neue CD erscheinen, ein neuer Bassist gefunden und schließlich das Bandklima wieder hergestellt werden wird, sollte noch viel Wasser unter der Golden Gate Bridge hindurch fließen...

    "Metallica: Some Kind Of Monster" überzeugt durch eine völlig unsentimentale Herangehensweise an die zeitweise größte Rock-Band der Welt. Ursprünglich geplant als banales Home-Video, mauserte sich der Film ungewollt zu einem Psychogramm. Man kann es nur als ausgesprochen mutig bezeichnen, dass die Band ihren Segen zur Veröffentlichung dieses Materials gegeben hat. Denn hier kommt keine der handelnden Personen gut weg: Lars Ulrich, der eitle Vielsprecher, der sich gleich in der ersten Szene lächerlich macht, als er von der Wiedergewinnung der "Intimität" innerhalb der Band spricht, was Hetfield wiederum mit einem "Welche Intimität?" quittiert. James Hetfield, der mit 16 Jahren ohne Eltern dastand und das Rock'n Roll Klischee bis zum Letzten auskostete, ohne Rücksicht auf Verluste, der nach seiner Rückkehr vom Entzug seine Person in den Mittelpunkt allen Interesses stellt und schon beleidigt ist, wenn die Band nach 16.00 Uhr Rob Trujillo
    sich ohne ihn fertige Aufnahmen lediglich anhört. Kirk Hammet, der einen eher unbedarften Eindruck macht, bei dem man sich fragt, wie er es solange mit den beiden anderen Alpha-Tieren ausgehalten hat, der aber vermutlich der Überlebensnotwendige Puffer zwischen den zwei Egos war. Auch Bob Rock muss hier als Hauptperson genannt werden, da er quasi zur Band gehört und sicherlich als Produzent eine gewisse Verantwortung an der Entwicklung trug. Schließlich Phil Towle selbst, bei dem man nie so genau weiß, ob er lediglich Psychophrasen drischt, um damit um seinen Verbleib zu kämpfen (40.000 $ pro Monat sind ja kein Pappenstil), ein Vorwurf, den die Band ihm auch später im Film machen wird.

    "Metallica: Some Kind Of Monster" ist alles andere als ein typisches Fan-Produkt, denn jeder Zuschauer, der jünger als 16 ist, wird den Streifen als langweilig empfinden und seine Stars als irgendwie uncool. Alle anderen, die sich für Rockmusik generell interessieren, die sich für die Musik Metallicas interessieren, die sich für die Menschen hinter den Namen interessieren, die sich für die Arbeit an Musikproduktionen interessieren, die wissen wollen, wer sich hinter dem bekannten Musikmanagernamen "Cliff Burnstein" verbirgt, die etwas über die Entstehungsumstände des (umstrittenen) letzten Albums interessieren, liegen mit "Metallica: Some Kind Of Monster" goldrichtig.

    Ständig aufgelockert durch interessante Archivaufnahmen, entwickelt der an sich dialoglastige Film eine stetig steigende Spannung, die man so nicht erwartet hätte. Man ist bei den Auditions dabei, nach denen Trujillo seinen Bass-Job bekam und wundert sich über so einige hochkarätige Namen, die sich um die Bassistenstelle bewerben. Darüber hinaus wird hier kein "heile Welt nach der Therapie" - Klischee bemüht, die Situation ist nach wie vor fragil innerhalb der Band, nur dass jetzt jeder darum weiß und den jeweils anderen besser kennt. Dem leidlichen Kenner der Szenerie werden einzigartige Einblicke gewährt und das in einer absolut werbefreien Weise. "Metallica" wird in dem Film als das dargestellt , wozu es für die Mitglieder trotz allen Ruhms wurde: "Some Kind Of Monster".

    Logischerweise wirbelte der Film viel Staub auf, unter anderem beschwerte sich Dave Mustaine darüber, dass sein Gespräch mit Ulrich unglücklich verkürzt wurde und falsche Eindrücke entstanden seien. Auch über die Länge des Filmes ließe sich trefflich diskutieren, denn mit 141 Minuten wird dem Zuschauer schon einiges abverlangt. Allerdings zeigt ein Metallica's - Headquarter
    Blick auf das großartige Bonusmaterial, dass noch viele veröffentlichungswürdige Szenen nicht verwendet wurden aus dem 1600-stündigen Material, das den Filmemachern vorlag. Der Film besitzt eine weitere Ebene, der ihn in seiner Ehrlichkeit abhebt von allen Reality-Formaten, die im Fernsehen für Quote sorgen.

    Ulrich und Co. sind die Präsenz von Kameras offensichtlich so sehr gewohnt, dass hier ganz selten der Kamera-Effekt eintritt, den man bei Containershows gewohnt ist. Offensichtlich haben die vier Musiker in diesen ungefähr 700 Tagen die Kameras als festen Bestandteil ihres beruflichen Lebens gesehen und agieren deshalb geradezu entwaffnend natürlich. Die eine oder andere übertriebene Geste ist zwar festzustellen, aber man merkt zu jeder Zeit, dass es um etwas Wichtiges geht, schließlich steht die Zukunft eines über 20-jährigen Herzblutprojektes auf dem Spiel und nicht zuletzt ein wenig Geld. In diesem Zusammenhang stößt noch eine Szene etwas auf, die aber wiederum ehrlicherweise im Film gelassen wurde (was Kirk Hammett nicht besonders gefiel). Als man Robert Trujillo als Newsted-Nachfolger in der Band willkommen heißt, offeriert man ihm einen Scheck über eine Million (!) Dollar, um ihm zu beweisen, dass es ernst gemeint ist und man ihn als gleichwertiges Bandmitglied akzeptiert. Eine großkotzige Geste sicherlich, die der Band nicht unbedingt zur Ehre gereicht, den Film aber gewissermaßen adelt.

    Zum Bild
    "Metallica: Some Kind Of Monster" ist eine Dokumentation, wurde im 4:3-Format gedreht, dementsprechend muss man gewisse Abstriche in der Bildqualität machen. Diese betreffen aber lediglich die Archivaufnahmen, während die eigentlichen Filmaufnahmen für die Produktionsverhältnisse von hervorragender Qualität sind. Farbgebung und Schärfe sind sehr gut,
    so dass man fast von einem optimalen Transfer sprechen kann, gemessen an den Drehvoraussetzungen.

    Zum Ton
    Auch der Ton kann überzeugen. Obwohl der englische DD 5.1-Mix selten für Räumlichkeit sorgt, bringt er dennoch die wichtigsten Features ins Spiel: Hervorragende Sprachverständlichkeit und voluminöse Stimmwiedergabe, gepaart mit einem James Hetfieldwuchtigen Musikmix bei den Proberaumaufnahmen. Hier gilt das gleiche wie für das Bild: Der Sound passt wie die Faust aufs Auge zum Inhalt, ein künstlicher Surround-Mix würde zu den zahlreichen Dialogszenen auch nicht so recht passen. Auf der Bonusdisk sorgt immerhin noch ein Dolby Surround-mix für die passende Untermalung, der zwar etwas dünner klingt,
    keinesfalls qualitativ besonders abfällt.

    Zu den Features
    Sehr schön animierte und musikunterlegte Menüs präsentieren ein wahres Füllhorn an Extras, die allesamt untertitelt sind:Auf Scheibe 1 befinden sich neben dem Film unter dem Menüpunkt Trailer ein Kino- und ein Konzerttrailer. Zum Film gibt es zwei Audiokommentare, einen mit der Band und einen mit den Filmemachern.

    Während der auf der 2004er Tour aufgezeichnete Bandkommentar eher launig ausfällt und man deutlich merkt, dass ihnen der Film immer noch nicht ganz geheuer ist, zeigen sich Berlinger und Sinofsky weitaus gesprächiger und filmbezogener.

    Scheibe 2 bietet schließlich eine Vollbedienung in jeder Hinsicht. Insgesamt vierzig geschnittene Szenen, die allesamt zumindest interessant, oft aber sogar essentiell erscheinen, können teilweise mit Regiekommentar abgerufen werden. Ein Teil von ihnen befindet sich innerhalb des Features "This Monster Lives", welches ein 13-teiliges Begleitbuch von Filmemacher Joe Berlinger darstellt, das unter anderem auch Interviews mit der Band enthält. Die "Festival-Premieren" zeigen verschiedene Eindrücke unter anderem vom Sundance-Festival, aber auch Ausschnitte von einem Clubauftritt, den die Band mit Bob Rock am Bass absolvierte. Ein gut geschnittenes und sehenswertes Musikvideo zum Kinofilm und die Biografien der Filmemacher runden eine Extrasektion ab, die nicht ausführlicher hätte sein können und somit die
    Höchstwertung zulässt.

    Fazit
    Wer von "Metallica: Some Kind Of Monster" ein typisches Merchandising-Produkt erwartet, wird enttäuscht sein. Die im Kino nur mäßig erfolgreiche, aber auf dem Sundance-Festival prämierte Dokumentation ist eine mutige und ehrliche Bestandsaufnahme der Bandsituation, nachdem Bassist Jason Newsted "Metallica" verlassen hatte und sich die Band kurz vor
    dem Ende befand. Die Arbeit mit einem Psychotherapeuten, eine lange Entziehungskur des Sängers und Gitarristen James Hetfield und die schwierige Suche nach den richtigen Songs geraten in diesem Film zu Höhepunkten einer einzigartigen Dokumentation, die auf einer absolut referenzverdächtigen DVD zu bewundern ist. Ein Pflichtkauf für alle Fans härterer
    Klänge!

    (Quelle: www.dvd-center.de )

    Some Kind Of Monster Credits




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